Der Humanistische Kreis

Dr. Rupert Biedrawa

FRIEDENSAPPELL für eine neue Zusammenarbeit

von | Nov. 6, 2024 | Uncategorized | 0 Kommentare

EIN FRIEDENSAPPELL 

für eine neue internationale Zusammenarbeit 

zum sozialen, ökologischen und kulturellen Fortschritt der Menschheit 

 

An die Regierungen Russlands, der Ukraine, der VR China und der Republik Indien sowie  

an die Europäische Kommission   

 

I.- ZUM GLOBALEN ZUSTAND DER GEGENWART 

UND ZU DEN DERZEITIGEN AUSSICHTEN AUF DIE ZUKUNFT 

 

Wir alle sind uns mehr oder weniger der Tatsache bewusst, dass alle nationalen, religiösen und ideologischen Konflikte heute möglichst nicht mehr mit militärischer Gewalt, sondern möglichst nur mehr mit den Bemühungen um konstruktive Dialoge gelöst werden sollten. Denn zu groß sind heute die Gefahren, dass es mit den Mitteln vieler moderner Waffen, mit Atombomben, anderen ABC-Waffen und Massenvernichtungswaffen zu irreversiblen Zerstörungen menschlicher Lebensgrundlagen oder sogar zur Selbstzerstörung der Menschheit kommen kann. Auch bedarf es heute einer intensiveren Zusammenarbeit der Nationen, um die weltweiten sozialen und ökologischen Probleme schneller lösen zu können, weil wir andernfalls den kommenden Generationen eine sehr traurige Zukunft hinterlassen. 

 

Alle Menschen sind daher auf Grund dieser Situation dazu aufgerufen, ihr Bestmögliches zu tun, um im Interesse ihrer eigenen Zukunft und im Interesse aller unserer Nachkommen Beiträge zum Frieden und zum sozialen, ökologischen und kulturellen Fortschritt der Menschheit zu leisten.- So habe auch ich mich entschlossen, nach Diskussionen mit pazifistisch engagierten Personen aus verschiedenen politischen Parteien und aus einem von mir gegründeten Arbeitskreis mit dem Namen „Kosmopolitischer Kreis für Frieden und kulturellen Fortschritt“ Vorschläge für eine bessere Zukunft zu erarbeiten. Dabei haben wir vereinbart, jede Kritik an den gegenwärtigen Zuständen, vor allem im Bereich eventueller politischer Gegner, möglichst konstruktiv zu formulieren und jede undiplomatische oder unvorsichtige Kritik zu vermeiden, die irgendeine politische Persönlichkeit verletzen könnte. Denn will man heute bei Verhandlungen unter verschiedenen Streitparteien und Regierungen zu einer höheren Einheit gelangen, wird man nicht nur mit Kritik und Forderungen zu einer höheren Einigung kommen, sondern wird auch bereit sein müssen, eigene Interessen den Interessen des Allgemeinwohls und der zukünftigen Generationen unterzuordnen, auch wenn das verschiedene Verzichtsleistungen erfordern kann. 

 

In unserer heutigen Welt, in der man oft nur noch in brutaler Weise nach schnellem Gewinn und Kapital strebt, geht aber diese Bereitschaft zum Verzicht und Kompromiss immer mehr verloren. In vielen traditionellen Wertsystemen, die heute jedoch kaum mehr praktiziert werden, gab es noch den Wert des Verzichts und der Opferbereitschaft, und zwar zum Zweck einer höheren Einheit und Liebe. Im Christentum beispielsweise ist dieser Wert einer der zentralsten Werte. Damit sei allerdings nicht gesagt, dass alle traditionellen Wertsysteme zur Erreichung einer friedlicheren und sozial fortschrittlicheren Welt besser sein müssten als alle modernen Wertsysteme. Denn Habgier, Egoismus, Extreme und Korruptionen gibt es schon seit Langem. Aber es scheint, dass viele Wertsysteme, die früher, zumindest in ihren theoretischen Grundsätzen, regelmäßiger tradiert, kultiviert, gepredigt und so auch öfter praktiziert wurden, heute kaum mehr genügend Beachtung finden. Das gesamte ökonomische und ethische Streben ist heute in vielen Ländern fast nur mehr auf materiellen Gewinn ausgerichtet, auf Ausbeutung, Herrschaft und auf Werte der Eitelkeit und leider noch viel zu wenig auf ethisch höhere Werte, wie etwa auf Einheit, Harmonie und Gemeinsamkeit. 

  

Dieses bloße Streben nach materiellem Gewinn und Macht ohne Rücksicht auf die Mitwelt sehen wir heute besonders deutlich in den Konflikten im Nahen Osten, wo man seit Jahren jeden Dialog zum Zweck einer besseren Gemeinsamkeit versäumt hat. Aber auch der Konflikt Russlands mit der Ukraine könnte sich in diese Richtung entwickeln, wenn weiterhin alle Bemühungen um einen fairen Dialog ignoriert werden. Die Gefahr, dass sich diese Konflikte zu jahrzehntelangen militärischen Auseinandersetzungen ausweiten, ist gewiss sehr groß. Im Nahen Osten, wo man in den vergangenen Jahrzehnten zwischen den verschiedenen nationalen und religiösen Gemeinschaften kaum einen ernsthaften Dialog suchte, stattdessen aber nur auf Aufrüstungen und Gewalt gesetzt hat, sieht man seit dem 7. 10. 2023 das Ergebnis. Ebenso droht der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zu einem jahrzehntelangen Krieg, ja sogar zu einem „Dreißigjährigen Krieg“, zu werden, von dem sich diese Nationen und ihre Nachkommen lange nicht mehr erholen werden. An einem solchen Krieg können nur die Kriegsindustrien und einzelne Sadisten und Egoisten Gefallen finden, aber gewiss nicht diejenigen Menschen, die für die Zukunft Russlands, der Ukraine und der übrigen Welt eine politische Verantwortung tragen. 

 

Wir können daher davon ausgehen, dass weder Wladimir PUTIN noch die übrigen Mitglieder der russischen Regierung und auch nicht Wolodymyr SELENSKYJ oder die ukrainische Regierung diesen Krieg weiter ausweiten wollen und appellieren daher hier besonders an diese Personen und diese Regierungen, so bald wie möglich Vorbereitungen für neue, kreative und konstruktive  Formen eines Dialogs zu unternehmen und in diesem Sinn auch jetzt schon mit Drohungen und Worten abzurüsten, um so bessere Voraussetzungen für einen Dialog zu schaffen. Je länger jedenfalls dieser Konflikt in militärischer Weise fortgesetzt wird, desto mehr werden sich Rachegefühle in beiden Nationen entwickeln. Selbst dann, wenn jetzt eine Nation über die andere militärisch siegen könnte, würde das die Stabilität zukünftiger Regierungen erschweren!!! 

 

Abgesehen davon sollte nie vergessen werden, dass die scheinbar lokalen Konflikte in der Ukraine ebenso wie im Nahen Osten enorme globale Konsequenzen haben:  

 

EINERSEITS fühlen sich andere Länder bedroht und folglich dazu verpflichtet, stärker aufzurüsten, obwohl wir in der globalen Gemeinsamkeit eigentlich abrüsten sollten! ANDRERSEITS ist diese übermäßige Konzentration aller globalen Kräfte auf militärische Aktivitäten kräfteraubend in Bezug auf die viel notwendigere internationale Zusammenarbeit zur Mäßigung der zunehmenden Klimaerwärmung und Umweltbelastung. Die Folgen der gegenwärtigen Klimaerhitzung werden sich schon in den nächsten Jahrzehnten durch weit mehr Klimaflüchtlinge als bisher sichtbar machen, und zwar nicht nur im Westen der eurasischen Landmasse, sondern vor allem im Osten Eurasiens, wenn die Klimaflüchtlinge aus dem eurasischen Südosten, unter anderem aus Bangladesch, in den dünner besiedelten Regionen Sibiriens und Russlands Schutz suchen werden.  

 

Es ist daher dringend notwendig, die weitverbreitete Politik der Gegenwart schneller zu überwinden, in der die Zukunft nicht genügend berücksichtigt werden kann.  

 

ERSTENS sollte die jetzt rasche Klimaerhitzung durch eine schnellere Reduktion der CO2-Emissionen in den Industrieländern schneller kontrolliert werden können.  

ZWEITENS sollte eine ökologischere EZA den schon bald zu erwartenden Anstieg der Klimafluchtbewegungen schneller mäßigen können. Regierungen, die das derzeit verschlafen oder bewusst verdrängen, werden schon bald, gewiss noch vor der Mitte dieses Jahrhunderts, also noch vor 2050, in verschiedener Weise zur Verantwortung gezogen werden.  

In jedem Fall sollten wir das zukünftige Migrationsproblem, das auf Grund der Klimaerhitzung schon bald große Ausmaße annehmen kann, nicht unterschätzen. Denn dieses Problem wird nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein großes kulturelles und moralisches Problem werden. Im kollektiven Bewusstsein und auf dem moralischen Niveau, auf dem sich viele Gesellschaften derzeit noch befinden, sind die meisten Gesellschaften noch nicht genügend auf diese dichtere Begegnung der Kulturen vorbereitet. Es bedarf revolutionärer moralischer und politischer Reformen im Sinn einer „Kulturrevolution“, wenn dieses Problem positiv bewältigt werden soll. Wir werden später noch genauer auf dieses wichtige Thema zurückkommen. 

 

Hier sei zunächst nur festgestellt: Allein die weltweiten Aufrüstungen sind ein Zeichen dafür, dass noch zu wenig verhandelt wird und dass sich die meisten Verhandlungen nur auf oberflächliche ökonomische und militärische Probleme beschränken und dabei grundsätzliche moralphilosophische und psychologische Probleme viel zu wenig behandelt werden. Wir sollten also weltweit neue Formen des Dialogs suchen, in denen versucht werden müsste, tiefere ideologische Differenzen zu überwinden und trotz gewisser Unterschiede in den verschiedenen Ideologien und Religionen die Gemeinsamkeiten stärker hervorzuheben als die Dinge, die uns trennen. Auf diese Weise könnten wir einem allgemeinverbindlichen Wertsystem auch schneller näherkommen, wodurch es dann leichter möglich wäre, das gegenseitige Vertrauen zu fördern. Denn unter den gegenwärtigen Umständen herrscht durch die bisherigen Gewohnheiten noch viel zu viel Misstrauen und logischerweise führt das dazu, dass fast überall militärisch nur mehr aufgerüstet wird, egal ob in Russland, ob in der EU, ob in den USA, ob in der NATO oder in der VR China. Alle Beteiligten fühlen sich mehr oder weniger moralisch verpflichtet aufzurüsten oder auch militärische Konflikte zu unterstützen. Die Waffenindustrie fördert möglicherweise dieses Geschehen und trachtet vermutlich auch danach, die politisch Verantwortlichen in eine gewisse Abhängigkeit zu bringen. Aber langfristig gesehen wäre es sicher im Interesse aller Beteiligten, sogar der gegenwärtigen Profiteure der Waffenindustrie, in produktivere Wirtschaftszweige zu investieren als in die letztlich kontraproduktiven Wirtschaftszweige der Waffenindustrie. 

 

Ähnliches gilt selbstverständlich auch für die fossilen Industrien, deren Profiteure und politische Förderer ebenso versuchen sollten, in nachhaltigere Wirtschaftszweige zu investieren. Gerade jene Nationen, die reich an fossilen Brennstoffen sind und weniger Erfahrungen und Techniken mit klimafreundlichen Energiequellen besitzen, werden früher oder später Unterstützungen von erfahreneren und ökologisch fortschrittlicheren Nationen brauchen. Das heißt: Auch die politisch Verantwortlichen jener Nationen, die jetzt noch dazu verführt sein könnten, den fossilen Reichtum dieser Nationen voreilig und übermäßig auszuschöpfen, auf Kosten der Zukunft dieser Nationen und auf Kosten des globalen Allgemeinwohls, sollten gewiss mehr in klimafreundlichere und letztlich produktivere Industrien investieren. Hier ist vor allem die VR CHINA zu loben, die trotz ihrer gegenwärtig noch bestehenden Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen auf Grund ihrer großen Bevölkerung jetzt schon in weltweit vorbildlicher Weise in klimafreundliche Techniken investiert.  

 

Es ist uns klar, dass unsere besorgten Vorschläge für eine zukunftsbewusstere Politik nicht überall beliebt sind. Es gibt weltweit noch politische Parteien, die aus verschiedenen Gründen die zunehmenden ökologischen Probleme verdrängen und die diesbezüglich immer wieder ihre Bevölkerungen belügen. Aber mit dieser Politik des Lügens und des Betrügens wird man nicht auf Dauer eine erfolgreiche Weltpolitik machen können. Die Zustimmung zu dieser Politik wird mit Sicherheit früher oder später in ihr Gegenteil „kippen“, nämlich in einer Verachtung dieser versteckt kapitalistischen und offiziell nationalistischen Politik der Unwahrhaftigkeit und des Betrugs auf Kosten der übrigen Nationen und zukünftigen Generationen.  

Im Übrigen sei hier aber betont: Unsere Vorschläge zu einer zukunftsbewussteren Politik beruhen nicht nur auf der Befürchtung, dass die zukünftigen Generationen die wachsenden ökologischen Probleme kaum mehr lösen werden können, wenn wir weiterhin mit einer zu egoistischen Politik diese Probleme unseren Nachkommen aufbürden. Sondern unsere Vorschläge beruhen vor allem auf dem Optimismus, dass wir die Zukunft von uns allen enorm verbessern können, wenn wir nur mehr Mut, Wahrhaftigkeit und Liebe entwickeln und alle unsere technischen und auch moralischen Möglichkeiten genügend nützen! 

 

Mit anderen Worten: Obwohl heute zweifellos die Gefahr besteht, dass die Menschheit in eine katastrophale Zukunft geht, wenn egoistische und destruktive Motive weiterhin das politische Weltgeschehen beherrschen, so besteht auch die „EINMALIGE CHANCE“, die Zukunft zu verbessern, wenn zunehmend und rechtzeitig genügend Verantwortliche in der Weltpolitik zu der Einsicht gelangen, dass wir die Menschheit in eine bessere Zukunft führen können, und zwar auf der Basis einer gewissenhaften „Moralphilosophie“ oder „Religion“, wie immer man das nennen mag. Die technischen Mittel dafür hätten wir, wollten wir diese nur „gewissenhaft“ benützen, und zwar auf Grund der allgemeinen und ersten Grundsätze des menschlichen Gewissens zur Förderung des Allgemeinwohls auf Grund des Strebens nach Einheit, Liebe und Gemeinsamkeit. 

 

II.- ÜBER EINIGE DER WICHTIGSTEN URSACHEN 

für die destruktiven und selbstzerstörerischen Entwicklungen  

in unserer gegenwärtigen Welt 

 

Um destruktive Entwicklungen in Organismen oder organischen Systemen therapeutisch so erfolgreich wie möglich überwinden zu können, bedarf es wie in der professionellen Medizin einer möglichst gründlichen Diagnose. Nun ist uns zwar klar, dass es in Bezug auf die destruktiven Entwicklungen in unserer gegenwärtigen Welt viele Ursachen aufzuzählen gäbe, die aber nur in entsprechend ausführlichen Schriften behandelt werden könnten. Im Rahmen der kurzen Schrift dieses Appells wollen wir aber im Folgenden wenigstens VIER der WICHTIGSTEN URSACHEN für die globalen Probleme der Gegenwart hervorheben: 

 

1.- Die MORALISCHE DESORIENTIERTHEIT in unserer gegenwärtigen Welt: 

 

Durch den Fortschritt der Wissenschaften und der Technik in den vergangenen Jahrhunderten, im Besonderen durch die „Industrielle Revolution“, aber auch durch die „rasche Globalisierung“ und durch die dadurch „rasche Vermischung verschiedener Kulturen, Wertsysteme, Religionen und Ideologien“ ist es weltweit zu einer moralischen Desorientiertheit und in der weiteren Folge zu einem erhöhten Bedarf nach Reformen in den verschiedenen Wertsystemen gekommen. 

 

Zwischen vielen Religionen und Wertsystemen, die eigentlich dazu bestimmt sind, menschlichen Gesellschaften eine moralische Orientierung zu geben und dadurch ein harmonisches und friedliches Zusammenleben zu fördern, kam es also durch deren verstärkte Vermischung und Konfrontation eher zu Spaltungen in den Gesellschaften. Durch die „Industrielle und Technische Revolution“ und durch die schnelle Verbreitung wissenschaftlicher Fortschritte wurden zudem auch noch viele dogmatische Grundsätze der traditionellen Wertsysteme in Frage gestellt, was selbstverständlich auch dazu beitrug, Abspaltungen von den traditionellen Wertsystemen zu fördern. Man hätte dieses Problem durch entsprechende Reformen und mehr Wahrhaftigkeit in den Wertsystemen gewiss besser bewältigen können. Stattdessen aber tendierte man in vielen traditionellen Wertsystemen eher zu einem extremistischen Fundamentalismus und zum Festhalten an wissenschaftlich unbeweisbaren Dogmen.  

Dieser extremistische Fundamentalismus führte dann zu Gegenextremen in neuen Wertsystemen und Ideologien, wodurch aber nicht nur weitere Spaltungen in den Gesellschaften gefördert wurden, sondern moralische Systeme überhaupt an Glaubwürdigkeit verloren. Alle diese Faktoren verstärkten die gegenwärtige moralische Desorientiertheit und die damit in Verbindung stehende „moralische Oberflächlichkeit“, „Scheinheiligkeit“ und „Doppelmoral“! 

  

Die Menschheit braucht aber immer mehr ein „allgemeinverbindliches“ Wertsystem, das nicht nur die Menschen durch eine stärkere Kultur des Friedens und der Einheit besser verbinden könnte, sondern das durch wahrhaftigere Grundsätze auch im Inneren des Menschen mehr Harmonie und Einheit schaffen würde.  

 

Zudem wäre ein derartiges Wertsystem, das auf einer „realistischeren“ und zugleich „idealistischeren“ Basis stehen würde, auch besser dazu imstande, uns alle in eine bessere Zukunft zu führen. Mit dem Begriff „realistisch“ ist hier vor allem eine wahrhaftigere Wahrnehmung unserer ganzen Mitwelt und Umwelt gemeint, also eine gründlichere und ganzheitlichere Wahrnehmung des gesamten Universums um uns, sowohl in den Mängeln als auch in den Schönheiten dieser ganzen Welt. Mit dem Begriff „idealistisch“ meinen wir eine gründlichere und ganzheitlichere Wahrnehmung unseres Selbst und unserer Bestrebungen, Ziele und „Ideale“ durch eine gründlichere und ganzheitlichere „Selbsterkenntnis“. Denn das Wesen jeder wahrhaftigen Moralphilosophie beruht auf diesen zwei Wahrnehmungen, auf einer möglichst gründlichen und ganzheitlichen „SELBSTERKENNTNIS“ und ebenso auf einer entsprechenden „WELTERKENNTNIS“. Denn letztlich geht es in jeder wahrhaftigen Moralphilosophie vor allem darum, eine größtmögliche Harmonie zwischen den Bestrebungen des SELBST und den Bestrebungen der MITWELT herzustellen. Wir werden im Folgenden noch genauer auf den Begriff der „Selbsterkenntnis“ eingehen, unter anderem weil wir meinen, dass viele Menschen in der Oberflächlichkeit des modernen Denkens ihr eigenes Selbst und damit auch ihre höchsten Ziele und Ideale nicht genügend gründlich und ganzheitlich wahrnehmen.  

 

Der berühmte Humanist, Sozialphilosoph und Psychoanalytiker Erich FROMM (1900-1980) schrieb dazu Folgendes: „Der Mensch kann nicht frei entscheiden, ob er „Ideale“ haben will oder nicht, aber er hat die freie Wahl zwischen verschiedenen Arten von Idealen, zwischen der Möglichkeit, MACHT und DESTRUKTION zu verehren oder sich VERNUNFT und LIEBE hinzugeben. Alle Menschen sind „Idealisten“ und suchen etwas, das über die Befriedigung des rein Körperlichen hinausgeht. … Wir müssen alle Ideale … danach beurteilen, wieviel Wahrheit sie enthalten … und bis zu welchem Grad sie dem menschlichen Bedürfnis nach AUSGEGLICHENHEIT und HARMONIE … tatsächlich entgegenkommen.“  

 

Wir vermuten aber, dass diese „freie Wahl“, von der Fromm hier schrieb, für jeden Menschen nicht ganz „frei“ ist, weil der Mensch in der Auswahl seiner Ideale auch sehr von der Möglichkeit abhängt, wie gründlich er sich selbst erkennen kann und wie weit in seiner Kultur und Erziehung „Selbsterkenntnis, Gewissenserforschung, Gewissenskultur und Selbstverwirklichung“ kultiviert wurde und ob nicht so mancher Mensch von seinem moralischen und pädagogischen Umfeld soweit indoktriniert wurde, dass er sein wahres Selbst gar nicht genügend erkennt.  

 

Wir leben heute in einer kapitalistischen Welt, in der das „Kapital“ zum höchsten Wert aller Werte zählt und wo viele Menschen schon in ihrer Kindheit dazu erzogen werden, im Streben nach Kapital die höchste Bestimmung ihres Selbst zu sehen. Aber Erich FROMM schrieb zu diesem Thema noch einige weitere sehr bemerkenswerte Erklärungen, die wir daher jetzt auch noch aus seinem Werk über „Psychoanalyse und Religion“ zitieren wollen: 

„Was ich über den „IDEALISMUS“ des Menschen gesagt habe, trifft auch für sein „RELIGIÖSES BEDÜRFNIS“ zu! Es gibt keinen Menschen, der nicht ein religiöses Bedürfnis hätte, ein Bedürfnis nach einem Rahmen der Orientierung und nach einem Objekt der Hingabe! … Der Mensch kann … Idole aus Gold oder Stein …, einen unsichtbaren Gott, einen heiligen Menschen oder teuflische Führer anbeten; er kann seine Nation, seine Klasse oder Partei, das Geld oder den Erfolg vergöttern; seine Religion kann der Entwicklung von DESTRUKTIVITÄT oder von LIEBE, von HERRSCHAFT oder von BRÜDERLICHKEIT förderlich sein; sie kann die Kraft seiner Vernunft stärken oder lähmen. … Die Frage lautet nicht: „ob Religion oder nicht?“, sondern: „welche Art von Religion?“: Fördert sie die Entwicklung des Menschen, die Entfaltung der spezifisch menschlichen Kräfte, oder lähmt sie diese Kräfte?“ 

 

Aus diesen Betrachtungen ergibt sich: Staaten, die in ihrem Inneren und im Verhältnis zu anderen Staaten Frieden und Stabilität wollen, sollten darauf achten, dass alle Wertsysteme, Religionen oder Ideologien, die die Gesellschaft beeinflussen, möglichst keine destruktiven Werte kultivieren. In diesem Sinn sollten sie auch wissenschaftliche Forschungen fördern, vor allem im Bereich der Psychologie und Moralphilosophie, die dazu beitragen könnten, ein allgemeinverbindliches Wertsystem auszuarbeiten.  

 

Gleichzeitig sollte aber auch versucht werden, den friedlichen Dialog und die Kooperation der verschiedenen Wertsysteme zu fördern, weil dadurch die Erkenntnis der Gemeinsamkeiten der verschiedenen Systeme deutlicher werden könnte. Zurzeit ist es aber fast umgekehrt: Die verschiedenen Ideologien oder Religionen suchen oft mehr nach ihren Unterschieden, was dann mehr zu ihrer gegenseitigen Bekämpfung als zu ihrer Zusammenarbeit führt. Eine verstärkte Zusammenarbeit aber könnte zudem auch noch dazu beitragen, einander zu ergänzen und vor allem von den mentalen und moralischen Praktiken zu lernen, die in den verschiedenen Traditionen tradiert werden.  

 

Diese Praktiken sind sehr wichtig, weil wahrscheinlich nur dadurch die allgemeinverbindlichen Werte der verschiedenen Systeme besser praktiziert, kultiviert und gelebt werden könnten. Es genügt nicht, wenn man in einem Wertsystem oder in einer Philosophie bestimmte Werte bloß als wertvoll erkannt hat. Ein gutes Wertsystem darf nicht bloß aus Theorien bestehen, es muss Praktiken lehren, wodurch man bestimmte Grundsätze und Werte auch besser kultivieren und verwirklichen kann. Man denke beispielsweise nur an die Praktiken des Yoga und des Autogenen Trainings, die ursprünglich hinduistischen Wertsystemen entsprungen sind und die sich in vielen anderen Wertsystemen weiterentwickelt haben, wodurch der Mensch leichter zu einem „inneren Frieden“ und in der Folge auch zu einem „äußeren Frieden“ gelangen kann. – Diese Stärkung des „inneren Friedens“, der inneren Einheit und Harmonie des Menschen mit sich selbst, wie auch die Förderung des „äußeren Friedens“ mit der Mitwelt und Umwelt könnten durch die Praktiken des Yoga sehr gut kultiviert werden, wenn man Yoga in seinem ursprünglichen Sinn und auch in seiner aktuellen moralischen, ökologischen und friedensstiftenden Bedeutung gewissenhaft erweitern und kultivieren könnte: Und zwar im Streben nach der Einheit des menschlichen Individuums, der menschlichen „Seele“, mit dem Wesen alles Lebens und der ganzen Schöpfung, das in der indischen Philosophie des Brahmanismus als „Brahman“ bezeichnet wird. Der Begriff „Yoga“ bedeutet nämlich im Wesentlichen das Streben nach dieser Einheit des sogenannten „Atman“, der menschlichen Seele, mit dem „Brahman“, womit in dieser indischen Philosophie die Weltseele gemeint ist, jenes Wesen der Welt, das der weltbekannte Philosoph Arthur SCHOPENHAUER (1788 – 1860) in seinem interessanten philosophischen Hauptwerk „die Welt als Wille und Vorstellung“ als „Welt-Wille“ bezeichnet hat. 

 

Die MORALISCHE DESORIENTIERTHEIT, die den meisten Übeln in unserer gegenwärtigen Welt zugrunde liegt, beruht zu einem großen Teil auf falschen und destruktiven Idolen und Ideologien. Dieses Problem kann desto früher und desto besser gelöst werden, je besser in Zukunft die pädagogischen Institutionen dazu instruiert werden, die Bevölkerungen moralphilosophisch besser aufzuklären. Selbstverständlich könnte dazu ein Unterricht über die allgemeinverbindlichen Werte, aber auch über die einzelnen Mängel der verschiedenen Wertsysteme sehr hilfreich sein. Aber da es kaum jemals möglich sein wird, die Menschen über alle Wertsysteme, Weltreligionen und Philosophien aufzuklären, wäre es zumindest schon ein großer Fortschritt, die Menschen zu einem selbstständigen, aber zugleich konstruktiven und in diesem Sinn zu einem gewissenhaften Denken anzuregen, weil zweifellos die Trägheit, Faulheit oder Oberflächlichkeit in der Kultivierung des menschlichen Gewissens wesentliche Ursachen für die moralische Desorientiertheit der Gegenwart sind.  

 

Vor allem Menschen, die eine höhere politische Verantwortung tragen, sollten sich selbst dazu verpflichten oder dazu verpflichtet werden, immer wieder mit konstruktiver Selbstkritik ihr Gewissen zu kultivieren, beispielsweise auch mit den Mitteln des Yoga im beschriebenen Sinn. 

 

2.- Das BEVÖLKERUNGSWACHSTUM IN VIELEN ENTWICKLUNGSLÄNDERN,  

die GLEICHZEITIG BESTEHENDE ARMUT in diesen Ländern und  

die daraus resultierenden MIGRATIONSPROBLEME:  

 

Dieser dreifache Komplex von Problemen ist eine weitere gravierende Ursache für die Tendenzen zu Spaltungen in vielen gegenwärtigen Gesellschaften, nicht nur in den betroffenen Entwicklungsländern, vor allem in Afrika, sondern auch weltweit, vor allem dort, wo man befürchtet, dass man das daraus entstehende Migrationsproblem nicht richtig bewältigen könne: 

Hier fehlt es vor allem an einer sinnvolleren EZA (Entwicklungs-Zusammen-Arbeit), die vor allem darin bestehen müsste, eine bessere soziale Infrastruktur in den Entwicklungsländern aufzubauen, unter anderem im Sinn einer besseren medizinische Versorgung und Aufklärung und im Bereich einer besseren Geburtshilfe und Kinderheilkunde. Zum Teil mag es vielleicht paradox erscheinen, aber man weiß mittlerweile, dass eine Verminderung der Sterblichkeit der Mütter, der Säuglinge und der Kinder zu einer Reduktion des übermäßigen Bevölkerungswachstums beitragen könnte. Zudem aber kann man sich leicht vorstellen, dass eine bessere soziale Altersversorgung im Rahmen einer sozialeren Infrastruktur das übermäßige Bevölkerungswachstum reduzieren würde, weil Kinder sehr oft auch zur Altersversorgung herangezogen werden, wenn kaum eine staatliche Altersversorgung existiert oder überhaupt fehlt. Die reicheren Länder sollten sich in diesem Sinn zu einer sinnvolleren EZA verpflichtet fühlen, auch im Interesse der eigenen Zukunft, aber vor allem dann, wenn sie mit den Regierungen der Entwicklungsländer Geschäfte machen, die weitestmöglich und möglichst langfristig den Bevölkerungen beider Länder nützen sollten. 

 

3.- Die zunehmende UMWELTBELASTUNG und die zunehmende KLIMAERHITZUNG:  

 

Es ist klar, dass dieses dritte gravierende Problem mit den zwei oben genannten in engem Zusammenhang steht. Unter anderem deshalb, weil die Klimaerhitzung neben den übrigen Umweltbelastungen vor allem von den reicheren Ländern verursacht wird und dennoch die Entwicklungsländer mehr darunter leiden als die reicheren Länder. Dies sollte die reichere Welt eigentlich umso mehr dazu verpflichten, baldigst mit einer großzügigeren EZA zu beginnen, wobei zu den beschriebenen Hauptaufgaben nun noch dazu kommt, die Entwicklungsländer beim Aufbau einer ökologischeren Infrastruktur zu unterstützen.  

An diesem Aufbau einer ökologischeren Infrastruktur könnten sich Menschen beider Länder beteiligen, Menschen der Entwicklungsländer wie auch Menschen der reicheren Länder, sodass beide von dieser interessanten Arbeitsbeschaffung profitieren könnten. Die VR CHINA versucht das bereits zu tun und sollte darin nicht womöglich nur beneidet, sondern eher als vorbildlicher Konkurrent betrachtet werden. Es steht allen Regierungen der Welt frei, eine noch großzügigere, ökologischere und sozialere EZA zu entwickeln, entweder in einer fairen Konkurrenz mit der VR CHINA oder vielleicht sogar in einer fairen Zusammenarbeit mit der VR CHINA.  

 

Im Übrigen wird es auf Grund der zunehmenden Klimaerhitzung und der zunehmenden ökologischen Probleme immer evidenter, dass wir nicht nur eine bessere EZA, sondern auch eine bessere internationale Zusammenarbeit zwischen den Nationen der reicheren Welt brauchen. Zu diesem Zweck wird es auch immer notwendiger werden, mit jenen Nationen, die einen außerordentlichen Reichtum an fossilen Brennstoffen besitzen, Vereinbarungen zu treffen, dass es diesen leichter fällt, sukzessive auf die Einnahmen aus fossilen Brennstoffen zu verzichten. Man müsste versuchen, den Regierungen dieser Nationen Motive und Anreize dafür zu geben, damit dadurch im Interesse aller und im Interesse der Zukunft eine friedlichere, ökologischere und fortschrittlichere Welt geschaffen werden kann. Dieses Problem liegt höchstwahrscheinlich vielen schwelenden und gewaltsamen Konflikten der Gegenwart zugrunde.  

 

Seit der Einführung von Ackerbau und Viehzucht vor circa 10 000 Jahren in vielen Ländern ist es in vielen dieser Länder auf Grund bestimmter ungünstiger Umstände zur Gewohnheit geworden, Konflikte militärisch zu lösen. Das war aber in der zuvor weit längeren Geschichte der Menschheit höchstwahrscheinlich nicht üblich. Dabei ist es interessant zu wissen, dass es friedliche Kulturen, wenn auch nur in kleinen Regionen der Erde, wie zum Beispiel die Zunji-Pueblo-Indianer, noch bis zur Gegenwart gegeben hat und noch gibt, weil dadurch empirisch erwiesen ist, dass der Mensch nicht von Natur aus so krankhaft destruktiv, sadistisch und masochistisch sein muss, wie er sich in Kriegen immer wieder gezeigt hat.  

 

Wir müssen mehr Mut entwickeln, überholte, destruktive und auch selbstzerstörerische Traditionen zu überwinden und wir sollten stattdessen mehr Kreativität entwickeln, wertvollere, schönere und lebensbejahendere Traditionen zu erneuern, zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Denn wie schon oben erklärt: Durch die Massenvernichtungswaffen und durch die übrigen modernen Waffen besteht zunehmend die Gefahr, dass sich der Mensch durch die blinde Fortsetzung destruktiver Gewohnheiten selbst vernichtet. Die Menschheit kann nur überleben, wenn sie ihr gesamtes kulturelles und politisches Leben auf eine Moralphilosophie ausrichtet, die vom Streben nach Einheit, Harmonie, Schönheit und Liebe gekennzeichnet sein muss. 

 

4.- Die GEOPOLITISCHE KATASTROPHE 1991, der ZUSAMMENBRUCH der UDSSR: 

 

Wladimir PUTIN (geb. 1952), der bekanntlich den Zusammenbruch der UDSSR als „geopolitische Katastrophe“ bezeichnete, hatte mit dieser Feststellung sicherlich Recht, denn mit dem Zusammenbruch der UDSSR zerbrach nicht nur eine große kosmopolitische Union vieler Nationen, sondern auch eine „internationale sozialistische Idee“, die Millionen Menschen innerhalb dieser Gemeinschaft und auch außerhalb derselben die Hoffnung gegeben hatte, diese Idee könne sukzessive in der ganzen Welt verwirklicht werden. Zwar wurde innerhalb der UDSSR – in der längsten Zeit ihrer Geschichte seit 1922 – weder ein Sozialismus noch ein Kommunismus im Sinn von Karl MARX (1818 – 1883) oder im Sinn anderer sozialistischer Idealisten befriedigend verwirklicht, aber es wäre auch falsch zu meinen, dass in der Zeit bis 1991 überhaupt keine sozialistischen Ideen verwirklicht wurden und nur pseudosozialistische Diktaturen herrschten.  

Kein gebildeter Mensch wird aber bezweifeln, dass die UDSSR reformbedürftig war, als Michail GORBATSCHOW (1931 – 2022) 1988 Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit Staatsoberhaupt der UDSSR wurde. Gorbatschow wollte bekanntlich die UDSSR grundlegend reformieren, doch seine Reformversuche führten 1991 zunächst zu einem Putsch konservativer kommunistischer Kräfte und als Reaktion darauf zu einer Stärkung der politischen Opposition um Boris JELZIN (1931 – 2007), wodurch in den extremen politischen Gegensätzen zwischen den kommunistischen, liberalistischen und nationalistischen Kräften die UDSSR schließlich aufgelöst wurde. – Eine wichtige Frage, die sich hier aber nun stellt, lautet: LÄSST SICH die „GEOPOLITISCHE KATASTROPHE“ des Jahres 1991 NOCH REPARIEREN? Die Antwort lautet:  

 

Zu einem großen Teil ließe sich diese Katastrophe reparieren und vielleicht sogar eine neue und vollkommenere Union aus der alten aufbauen. Aber zu diesem Zweck müssten sich die Regierungen der ursprünglichen Nationen oder zumindest einige von diesen in bestimmten Grundsätzen und Zielen einig werden, nämlich in den ursprünglichen Idealen eines „kosmopolitischen oder internationalen Sozialismus“. In einer derartig kosmopolitischen oder humanistischen Einheit könnte zwar jede Nation bestimmte nationale Eigenheiten behalten und kultivieren, gleichzeitig sollte aber auch die friedliche Zusammenarbeit mit allen Nationen dieser Union und schließlich auch mit allen Nationen der Welt gefördert werden. – Überhaupt sollte zukünftig dieses zuletzt hier genannte pazifistische Prinzip in jeder internationalen Union verfolgt werden: Nämlich das Prinzip, dass Unionen oder Vereinigungen von Nationen vor allem zu dem Zweck gegründet werden sollten, um mit ihrer Existenz den Aufbau der internationalen Zusammenarbeit zu fördern. Unionen sollten daher primär nie zu dem Zweck gegründet werden, um sich bloß gegen andere Nationen zu schützen oder dadurch gar in ein feindliches Verhältnis zu anderen Nationen zu treten! 

 

Wie weit diese Idee schon in Ansätzen in der UDSSR und in deren Staatsideologie, im Sozialismus oder Kommunismus, erstrebt wurde, wissen wir nicht. Wir vermuten aber, dass die Hoffnung auf die Realisierbarkeit dieser Idee in vielen Menschen innerhalb der UDSSR und auch in der übrigen Welt existierte und dass vor allem darum der Zusammenbruch der UDSSR für viele eine geopolitische Katastrophe war, weil dadurch auch diese bewusste oder unbewusste Idee und deren Hoffnung verloren gingen. Wir müssen uns hier aber die Frage stellen: Selbst, wenn es so war: Waren diese Idee und deren Hoffnung innerhalb der UDSSR nicht immer nur Illusionen? Wurde nicht die Idee des „Kommunismus“ von Anfang an mehr oder weniger missbraucht und fast nur als Etikett für egoistische, nationalistische und imperialistische Zwecke missbraucht?  

 

Viele Menschen meinen die Antwort zu kennen und vor allem Wladimir PUTIN, als ehemaliger KGB-Agent, kannte die kommunistische Innenwelt besonders gut. Putin war daher auch einer der Ersten, der sich unter den Reformen von Michail GORBATSCHOW und mit der Unterstützung von Boris JELZIN zu einem Gegner des ehemaligen „Pseudokommunismus“ entwickelte. – Wie Putin heute zu den verschiedenen Formen des Neokommunismus steht, wissen wir nicht, aber es gibt Aussagen von Putin, die dahingehend interpretiert werden können, dass Putin, unter anderem auf Grund seiner KGB-Vergangenheit, früher die Absicht hatte, eine neue Form des Kommunismus ins Leben zu rufen, um auf diese Weise die geopolitische Katastrophe des Jahres 1991 so weit wie möglich rückgängig zu machen. Gewiss, Putin hätte auf Grund seines Lebensalters nicht mehr sehr viel Zeit, um diese Absicht noch zu verwirklichen. Aber wie er das sinnvoll machen könnte, wollen wir dennoch behandeln, aber nicht an dieser Stelle, sondern erst in den folgenden Strategien zu den Reformen der wichtigsten globalen Probleme unserer Zeit: 

 

III.- VIER STRATEGIEN ZUR BEWÄLTIGUNG DER VIER WICHTIGSTEN GLOBALEN PROBLEME DER GEGENWART: 

 

1.- Grundlagen für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den großen Wertsystemen und Grundlagen für ein allgemeinverbindliches Wertsystem: 

 

MOTTO: „This above all, to thine own self be TRUE, 

And it must follow as the night the day 

Thou canst not then be FALSE to any man.“ 

  1. SHAKESPEARE in „Hamlet“, Act 1, Scene 3, Polonius to Laertes

 

Das Wort „Ethik“ aus dem Griechischen wie auch das Wort „Moral“ aus dem Lateinischen bedeutet „Sittenlehre“, wobei unter den unzähligen Sitten alle möglichen Gebräuche gemeint sein können, sowohl gute wie auch schlechte. Im Folgenden wollen wir nun aber versuchen, Grundsätze für ein Wertsystem darzustellen, das so weit wie möglich dem Allgemeinwohl aller Menschen dienen soll. In diesem Sinn sollte dieses weder zu einseitig egoistisch oder nationalistisch sein, noch sollte dieses, was vielleicht am schlimmsten wäre, auf vorwiegend destruktiven Motiven beruhen.  

 

Grundlagen für ein derartig allgemeinverbindliches Wertsystem gibt es mehr oder weniger in allen großen Wertsystemen und Weltreligionen, wenngleich es da oder dort auch manche Mängel und Verirrungen geben dürfte, worauf wir aber hier nicht näher eingehen können, da wir uns hier eben darauf konzentrieren wollen, die wichtigsten Grundsätze und Ziele eines allgemeinverbindlichen Wertsystems darzustellen. – Es scheint, dass Philosophen in Europa erst im 18. Jahrhundert in einigermaßen populärer Weise versucht haben, Grundlagen für ein derartiges System zu schaffen. Immanuel KANT (1724 – 1804) war einer der ersten und viele von uns kennen daher auch seine verschiedenen Formulierungen des „kategorischen Imperativs“ für ein allgemeinverbindliches moralisches Grundgesetz. – Ein weiterer Philosoph, der hier wichtige Pionierarbeiten leistete, war Arthur SCHOPENHAUER, und zwar besonders in dessen berühmter „Preisschrift über die Grundlage der Moral“, worin er eine Preisfrage der „Königlich Dänischen Societät der Wissenschaften“ zu beantworten versuchte, deren Frage er aber bekanntlich nicht zu deren Befriedigung beantworten konnte. Diese Frage, die 1839 von jener Societät gestellt wurde, wurde nach unserem Wissen aber bis heute von keinem einzigen Philosophen beantwortet, möglicherweise weil diese Frage durch die politischen Ereignisse der folgenden Jahrzehnte verdrängt und vergessen wurde. Auch könnte es sein, dass die „Königlich Dänische Societät der Wissenschaften“ heute gar nicht mehr existiert. Die damals gestellte Frage war aber außerordentlich interessant. Wir wollen diese hier zwar nicht in der ursprünglichen lateinischen Formulierung wiederholen, aber wir wollen versuchen, hier kurz im Wesentlichen diese wichtige Frage neu zu formulieren:   

 

„Wo liegt die Quelle einer allgemeinverbindlichen menschlichen Moralphilosophie? Liegt diese Quelle im menschlichen Gewissen oder in einem anderen Erkenntnisgrund?“ 

 

Zunächst wollen wir kurz auf die Antwort Schopenhauers eingehen, der zu diesem Zweck das menschliche Gewissen zu analysieren versuchte und dazu wörtlich schrieb:  

„Es gibt … nur drei Grundtriebfedern der menschlichen Handlungen. … Sie sind: 

a)-EGOISMUS; der das eigene Wohl will … 

b)- BOSHEIT; die das fremde Wehe will … 

c)- MITLEID; welches das fremde Wohl will …“ 

 

Dazu versuchte Schopenhauer zu erklären: Wenn wir unter diesen drei Trieben nach einem Grundstreben suchen, welches als Quelle der Moral in Frage kommen soll, so könne dieses nicht aus den ersten beiden Quellen, sondern könne nur aus der drittgenannten Quelle entspringen, aus jenem „Wohlwollen“, welches er kurz als „Mitleid“ bezeichnete.  

 

Den erstgenannten der beiden Grundtriebe, den „Egoismus“, schloss Schopenhauer als Quelle jeglicher Moralphilosophie aus. Hier können wir aber Schopenhauer nicht zustimmen. Denn obwohl wir wissen, dass der Egoismus des Menschen extreme und insofern unmoralische Ausmaße annehmen kann, vor allem in Kombination mit den destruktiven Bestrebungen des Menschen, so denken wir doch, dass der Egoismus in einem gesunden Ausmaß ganz natürlich und menschlich ist und infolgedessen in einem Wertsystem, das auf das Allgemeinwohl ausgerichtet sein soll, berücksichtigt werden muss. Dass Schopenhauer allerdings den zweitgenannten Grundtrieb, nämlich die Bosheit, als Quelle der Moral ausschloss, scheint uns verständlich, wobei wir aber der Ansicht sind, dass er diesen Grundtrieb nicht richtig definierte und dadurch dieses destruktive Streben als prinzipiell unmoralisch bezeichnen musste. 

  

Nichtsdestoweniger war Schopenhauer unserer Ansicht nach der richtigen Beantwortung jener Frage der „Königlich Dänischen Sozietät“ schon sehr nahe, allein schon durch die bemerkenswerte Aufteilung alles menschlichen Strebens in die drei genannten Grundtriebe. Besonders interessant war dabei Schopenhauers Definition des „Mitleids“ als Ausdruck eines „Wohlwollens“, das das fremde Wohl wolle. Dabei war vielleicht nur etwas irreführend, dass er statt des Wortes „Wohlwollen“ dafür das Wort „Mitleid“ wählte, weil sich alles Mitleid nur auf die Leiden der Mitwelt und kaum auf deren Freuden bezieht. Schopenhauer rechtfertigte diese Definition allerdings damit, dass der Mensch eher Mitgefühl für die Leiden als Mitgefühl für die Freuden seiner Mitwelt habe. Wir meinen aber trotzdem, dass man statt des Begriffs „Mitleid“ besser den Begriff „Wohlwollen“ im beschriebenen Sinn nehmen sollte.  

 

Die Bezeichnung der „Bosheit“ als eines dritten Grundstrebens in der menschlichen Natur, „welches das fremde Wehe wolle“, halten wir jedoch für einen Irrtum, der hier geklärt werden muss: Wir sind zwar der Ansicht, dass es sehr wohl ein aggressives und auch destruktives Potential in jeder gesunden menschlichen Natur gibt, und zwar zum Schutz des eigenen Lebens und der eigenen Art und auch zum Schutz anderen Lebens gegen verschiedene lebensfeindliche Kräfte physikalischer oder biologischer Natur. Aber wir halten jenes Bestreben, welches nach Schopenhauers Definition „das fremde Wehe wolle“ und das Schopenhauer als „Bosheit“ bezeichnete, für eine krankhafte oder anerzogene „Abart“ des hier als natürlich und gesund beschriebenen aggressiven oder destruktiven Potentials.  

 

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass der bekannte Psychoanalytiker Sigmund FREUD (1856 – 1939) in ähnlicher Weise wie Schopenhauer nur wenige Grundtriebe in der menschlichen Natur annahm, allerding nur zwei, statt der drei genannten. Diese zwei Grundtriebe stellte Freud einander gegenüber. Den ersten dieser beiden Grundtriebe bezeichnete Freud als „EROS“ in Anlehnung an den berühmten antiken Philosophen PLATON (427 – 347 v. Chr.), womit alles Streben nach Leben, Liebe, Harmonie, Schönheit und Einheit gemeint war. Den von Schopenhauer extra genannten Egoismus zählte Freud dabei zum „Eros“, wobei er also das „individuelle Streben nach dem EIGENWOHL“ mit dem „allgemeinen Streben nach dem ALLGEMEINWOHL“ in einem Grundtrieb zusammenfasste. Den zweiten jener Grundtriebe bezeichnete Freud als „DESTRUKTIONSTRIEB“ oder „TODESTRIEB“.  

 

Auch hier wollen wir aber etwas anmerken, und zwar, dass wir – ähnlich wie Freud und auch ähnlich wie Schopenhauer – ein destruktives Potential in der menschlichen Natur annehmen, dass wir aber vermuten, dass dieses Potential in einer gesunden oder idealen menschlichen Natur nur dem Schutz des Lebens dient. In diesem Fall könnte man daher sagen, dass dabei der Destruktionstrieb keineswegs dem Eros wie ein Gegner gegenüberstehen müsste, sondern vielmehr auf den Eros ausgerichtet und diesem in gewisser Weise dienen würde! – Tatsächlich scheint es aber auch den umgekehrten Fall zu geben, wo sich die Hierarchie zwischen diesen Grundtrieben in krankhafter Weise umkehren könne und dabei der Eros gewissermaßen dem Destruktionstrieb dienen würde. In einer besonders perversen Form zeigt sich das in Kriegen, wenn Soldaten die Frauen der Gegner vergewaltigen und in einer der perversesten Formen nach der Vergewaltigung auch noch quälen und töten. 

 

Nun scheint es aber, dass in vielen unserer gegenwärtigen politischen und moralischen Systeme wie auch in vielen Ideologien und Religionen der Destruktionstrieb eine dominierende Stellung eingenommen hat und das Weltgeschehen viel zu sehr beeinflusst. Möglicherweise jedoch sind wir uns alle dessen nicht genügend bewusst und nähern uns daher immer mehr der Gefahr, uns selbst zu zerstören: Wenn nicht durch weiter eskalierende Kriege, dann durch unsere umweltfeindlichen und asozialen Ökonomien. – Dass es aber auch anders ginge und wir friedlicher und sozialer leben könnten, haben wir oben bereits am Beispiel der Pueblo Indianer erwähnt. Wir könnten eine „Kultur der Liebe“ sogar noch weit vollkommener entwickeln als das jemals möglich war, wollten wir nur alle musischen Künste und lebensbejahenden religiösen Praktiken zu diesem Zweck nutzen und weiterentwickeln!  

 

Ein schwerwiegendes Problem besteht möglicherweise also darin, dass wir uns unserer Tendenzen zur Spaltung, zur Destruktivität und zur Selbstzerstörung nicht genügend bewusst sind. Wir müssten zu diesem Zweck einen „größeren Mut zu einer KONSTRUKTIVEN SELBSTKRITIK“ entwickeln und viele unserer Traditionen, Modeerscheinungen und Scheinwerte kritisch überprüfen: Aber mit genügend KONSTRUKTIVITÄT, um nicht pauschal, einseitig, extrem und destruktiv auch alles das zu verwerfen, was nämlich in unseren Traditionen und überlieferten Werten einen bleibenden und ewigen Wert haben kann! 

 

Betrachten wir zu diesem Zweck nochmals die beschriebene Frage der „Königlich Dänischen Sozietät der Wissenschaften“, worin nach der Quelle einer allgemeinverbindlichen Moral gefragt wurde: Im Rahmen dieses Friedensappells können wir nun zwar diese Frage nicht in Form eines langen philosophischen Traktats behandeln, aber wir wollen versuchen, die Antwort auf diese Frage mit wenigen Worten zu umschreiben: Die Quelle jeder allgemeinverbindlichen und ganzheitlichen menschlichen Moral liegt im bewussten oder unbewussten STREBEN des menschlichen Gewissens NACH einer EINHEIT und GANZHEIT des menschlichen Wissens und Strebens! Das deutet schon das lateinische Wort „CONSCIENTIA“ und das englische Wort „CONSCIENCE“ an! Aber darüber hinaus strebt dieses „GRUNDSTREBEN des menschlichen Gewissens“, das die von Schopenhauer konstatierten drei Grundtriebe in einer Einheit umfasst, bewusst oder unbewusst auch nach einer größtmöglichen Einheit und Harmonie des Menschen mit seiner ganzen Umwelt. 

 

Es ist fast überraschend, dass Schopenhauer dies nicht selbst so sehen konnte, nachdem er durch seine voluntaristische Philosophie dies so sehen hätte können. Vermutlich war er aber trotz seines genialen philosophischen Denkens teils auch ein Opfer der destruktiven Einflüsse unserer kulturellen Umwelt, unserer Traditionen und Modeerscheinungen und unserer Erziehung.  Schopenhauer war der Sohn eines schwerreichen Mannes, dessen Ziel es vermutlich war, seinen Sohn zu einem Kapitalisten zu erziehen, dessen höchster Wert im Leben das Kapital sein sollte. Diese väterlichen Einflüsse mögen wohlmeinend gewesen sein und hatten gewiss auch positive Effekte, aber sie waren leider auch negativ genug, um Schopenhauer zu einem Pessimisten und dabei auch zu einem Frauenverächter und mehr oder weniger auch zu einem Menschenverächter und in gewisser Weise sogar zu einem Verächter des ganzen Daseins zu machen, der alles Sein fast nur als sinnlos betrachten konnte. – Trotzdem hat dieser Philosoph, auch wenn man diesen bis heute wahrscheinlich noch gar nicht genügend begriffen hat, in seinem Hauptwerk alles bisherige philosophische Denken revolutioniert, ähnlich wie Nikolaus KOPERNIKUS (1473 – 1543) das astronomische Denken revolutionierte, und zwar durch die Darstellung des „Willens“ als Wesen unserer Welt, als Wesen der Materie und unseres ganzen Seins. Auch in seinem speziellen Werk „über die Grundlage der Moral“ hat Schopenhauer eine wertvolle Pionierarbeit geleistet, sodass wir heute sagen können:  

 

Der bewusste oder unbewusste „Grundwille des Menschen“ enthält in sich ein bewusstes oder unbewusstes Streben nach einem Allgemeinwohl, nach einer Einheit und Gemeinsamkeit und nach einer vollkommenen Liebe, die sowohl die Liebe zu unserem Selbst wie auch die Liebe zu unserer Mitwelt umfasst. DIESES BEWUSSTE ODER UNBEWUSSTE GRUNDSTREBEN, das alle unsere Bestrebungen in einer Einheit umfasst, IST ALSO DIE GRUNDQUELLE jeder allgemeinverbindlichen und ganzheitlichen menschlichen Moral! – Je mehr wir demnach beginnen, uns unseres beschriebenen Grundwillens bewusst zu werden, und je mehr wir dadurch beginnen, uns zu unserem Grundstreben nach Einheit, Gerechtigkeit und Liebe zu „BEKEHREN“, und je mehr wir diesen göttlichen Willen in uns kultivieren, desto eher werden wir eine innere Einheit und einen inneren Frieden finden, wodurch wir dann auch desto mehr danach streben können, durch einen äußeren Frieden Harmonie und Einheit mit unserer Mitwelt zu kultivieren!   

 

Dadurch ist das auch ein Grund, weswegen politische Systeme zur Stärkung ihrer inneren Stabilität und zur Förderung ihres kulturellen Fortschritts vor allem solche moralischen Systeme und Religionen fördern sollten, welche echte Gewissensfreiheit und Gewissenskultur im beschriebenen Sinn fördern, währenddessen sie umgekehrt eher vorsichtig gegenüber entgegengesetzten Religionen oder Ideologien sein sollten, die die Gewissensfreiheit unterdrücken und kaum einen Wert auf die Kultivierung des menschlichen Gewissens legen. 

 

Dass dies von Seiten der verschiedenen politischen Systeme und von Seiten der politischen Repräsentanten oft nicht genügend berücksichtigt wird, liegt vermutlich daran, dass Politikerinnen und Politiker moralphilosophisch oft zu wenig gebildet sind oder nicht genügend dazu imstande sind, selbstständig zu philosophieren und ihr Gewissen dementsprechend zu kultivieren. – Aber das betrifft vermutlich nicht nur die Mehrheit unserer politischen Vertretungen, sondern auch die Mehrheit unserer Bevölkerungen. Und zwar auf Grund unserer einseitigen Ausbildungen und auf Grund der Tatsache, dass Moralphilosophie im beschriebenen Sinn kaum in irgendeinem Staat der Gegenwart genügend kultiviert wird. – Wir bräuchten in diesem Sinn weltweit eine neue und ganzheitlichere „Aufklärung“! Aber wo soll das beginnen? In vielen politischen und moralischen Systemen hat man Vorurteile und bleibt lieber in einseitigen Sichtweisen, als dass man sich zu einer ganzheitlicheren Sichtweise und zur Ganzheit seiner menschlichen Bestimmung „bekehren“ wollte. Dabei ginge es aber nur darum, unsere Einseitigkeiten zu überwinden und uns zur Ganzheit unseres Willens zu „bekehren“, nämlich zu unserem göttlichen Grundstreben nach vollkommener Einheit und Liebe! 

 

Warum aber scheinen viele Angst davor zu haben? Ein Grund liegt vielleicht in unserer Ahnung, dass jene vollkommene Liebe nicht so leicht erreichbar ist, wie wir uns das auf Grund unserer angewöhnten Ungeduld wünschen. Und tatsächlich ist es ja so, dass eine vollkommene Liebe etwas Transzendentes oder Metaphysisches in sich hat. Denn wenn wir diesen höchsten Wert unseres ganzen Strebens nur genügend realistisch betrachten, so müssen wir zugeben, dass es eine vollkommene und in diesem Sinn auch ewige Liebe, Einheit, Befriedigung und Harmonie in unserer unvollkommenen und vergänglichen Welt „a priori“ gar nicht geben kann.  

 

Trotzdem müssen wir aber bei gründlicher Selbsterkenntnis zugeben, dass wir letztlich nach jener vollkommenen Liebe und Befriedigung streben. Wenn wir uns demnach nicht verleugnen und dieses Streben in uns nicht verdrängen und der Ganzheit unseres Willens treu bleiben wollen, dann sollten wir uns eigentlich dazu entschließen, immer wieder nach größtmöglicher Liebe zu streben. Und zwar in der doppelten Hoffnung, dass wir einerseits schon in unserer vergänglichen Welt dieser Liebe immer näherkommen können, je mehr wir nach ihr streben, dass wir aber andrerseits auch die Vollendung dieser Liebe vielleicht noch erreichen können, nämlich jenseits dieser vergänglichen Welt in der Ewigkeit eines Seins, und zwar desto eher, je mehr wir nach jener wahrhaftigen und vollkommenen Liebe streben.  

 

Man kann zwar daran zweifeln, ob es die Ewigkeit eines solchen Seins im Sinn des „Logos“ der Philosophie des Heraklit, im Sinn des „Tao“ in der taoistisch- chinesischen Philosophie, im Sinn des „Brahman“ in der brahmanisch- indischen Philosophie, im Sinn des „Weltwillens“ im Sinn der voluntaristischen Philosophie Schopenhauers oder im Sinn der „göttlichen Liebe“ in der christlichen Philosophie überhaupt gibt.  

 

Aber wäre es nicht eigentlich fast „masochistisch“, sich diese zweite Hoffnung zu nehmen, da uns doch unsere Vernunft erlaubt, die Ewigkeit eines solchen Seins für möglich zu halten? Und wäre es nicht auch fast „sadistisch“, anderen Menschen diese Hoffnung nehmen zu wollen, die in verschiedenen Glaubensformen an eine derartige Erfüllung oder Erlösung glauben, wenn auch nur in mythologischen Bildern. Als Menschen können wir in vielen Bereichen eben nur in Bildern oder Gleichnissen denken, die niemals ganz dem Wesen der Dinge entsprechen. – Wir sind daher der Ansicht, dass in allen Rechtsstaaten alle jene Glaubensformen, Wertsysteme und Religionen geschützt und gefördert werden sollten, die in diesem Sinn Einheit, Liebe und Frieden im Inneren des Menschen fördern, und zwar theoretisch und praktisch, wie etwa in den Praktiken des Yoga oder in Form von Gebeten, in denen gläubige Menschen darum beten, in der Liebe zur Mitwelt und Umwelt stärker und vollkommener zu werden. – Denn es steht fest: Die Liebe gehört zu den erstrebenswertesten Tugenden unseres Lebens. In der Liebe sollten wir uns immer wieder von Neuem verbessern! Die Liebe sollte nicht nur eine Forderung sein, die wir an andere stellen. Vielmehr sollten wir die Liebe zu uns selbst, aber auch zu unserer ganzen Mitwelt und Umwelt so wie möglich vervollkommnen! – Sind wir nicht oft viel zu träge im Ausüben der Liebe? Nicht nur in der Verantwortung gegenüber unserer Mitwelt und Umwelt, sondern auch in unserer Verantwortung gegenüber der Nachwelt. Wie oft wird von dieser ökologischen und sozialen Verantwortung gegenüber der Umwelt und Nachwelt gesprochen? Wie oft tun wir diesbezüglich aber fast gar nichts und reden uns darauf aus, dass hier nur unsere Repräsentanten in der Politik die Macht hätten, Entscheidendes zu bewegen. Das stimmt zwar zum Teil, aber nicht ganz, da wir viele Möglichkeiten haben, für eine bessere Welt zu arbeiten. Es geht nur darum, dass jeder sein Bestmögliches tut und gewiss gelingt das desto besser, je mehr wir die Liebe in ihrer Ganzheit zu verwirklichen versuchen, zumindest in ihrem Geben und Nehmen, wie das im lateinischen Wort des Begriffs Liebe, nämlich im Wort „CARITAS“, zum Ausdruck kommt.  

 

CARITAS heißt wörtlich übersetzt „WERTSCHÄTZUNG“. Das heißt: Wenn wir tatsächlich so vollkommen wie möglich lieben wollen, dann sollten wir vor allem lernen, in unserer ganzen Mitwelt und Umwelt die unzähligen verborgenen Werte deutlicher wahrzunehmen und wertzuschätzen. Das wird uns dann dazu befähigen, unsere Mitwelt und die ganze Natur um uns mehr schätzen und manchmal auch mehr genießen zu können. Dadurch werden wir auch mehr Kraft bekommen, die Natur um uns, unsere Umwelt und Mitwelt, mehr schützen, mehr erhalten und mehr vervollkommnen zu können. Das heißt, wir werden dann auch mehr Kraft bekommen, um uns sozial und ökologisch aktiver engagieren zu können. In dieser Moralphilosophie geht es also vor allem darum, einerseits die Werte in unserer Welt zu erkennen, zu genießen und zu wertschätzen und andrerseits diese Werte auch so weit wie möglich zu schützen und zu vervollkommnen und uns in diesem Sinn zur „Caritas“ in dieser ganzen Bedeutung zu „bekehren“! 

 

2.- FÜR EINE BESSERE „EZA“ („ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT“): 

Die VR CHINA, die bereits sehr engagiert in die EZA investiert, besonders in Afrika, wird derzeit oft kritisiert, weil deren EZA nicht genügend sozial sei, sondern nur eigene und nationale Interessen verfolgen würde. Prinzipiell ist es in jeder EZA aber berechtigt, auch eigene und nationale Interessen zu verfolgen. Das könnten z.B. auch europäische Staaten tun, würden diese zukünftig in afrikanischen Ländern mehr investieren, z.B. in ökologische und soziale Projekte, wovon beide Länder profitieren könnten. Europäische Staaten könnten dabei Arbeitsplätze für europäische Bürger/innen in Afrika schaffen und auch umgekehrt, wollte man bei Verhandlungen mit afrikanischen Regierungen bloß auch mehr über diese Möglichkeiten einer EZA diskutieren und sich nicht bloß darauf beschränken, mit afrikanischen Regierungen zu vereinbaren, jegliche Migration zu verhindern. – Alle reicheren Länder sind also dazu aufgerufen, mit den ärmeren Ländern ebenbürtiger zu kooperieren und mit etwas mehr Sozietät, Caritas, Kreativität und Fantasie neue Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit auszuschöpfen. Reichere Länder betreiben leider sehr oft eine kontraproduktive Form der EZA, indem sie Regierungen von Entwicklungsländern mit Waffen unterstützen und dies als EZA betrachten, ohne genügend in die Friedensarbeit und in den sozialen, kulturellen und ökologischen Fortschritt der Entwicklungsländer zu investieren. Dadurch wird das zunehmende Migrationsproblem nicht genügend kausal behandelt: Denn würde man mehr in die ökologische und soziale Infrastruktur der afrikanischen Länder investieren, würde das einerseits die zunehmenden Migrationsprobleme der Wirtschaftsflüchtlinge, Kriegsflüchtlinge und Klimaflüchtlinge reduzieren und andrerseits die Migrationen überhaupt konstruktiver machen: Denn eine bessere soziale Infrastruktur würde den Menschen in den Entwicklungsländern auch eine bessere Bildung und Ausbildung ermöglichen. – Viele Menschen, die dann noch aus verschiedensten Ländern zu uns kämen und die man gewiss nicht alle als Terroristen betrachten kann, könnten dann auch als Facharbeiterinnen und Facharbeiter bei uns arbeiten und auch als kulturelle Bereicherung betrachtet werden. In vielen der reicheren Länder und so auch in den Ländern Europas spricht man immer wieder davon, es müssten die eigenen oder europäischen Werte besser geschützt und kultiviert werden. Es ist zu hoffen, dass zu diesen Werten auch die christlichen Werte der „Caritas“ zählen, also auch die Werte der „Wertschätzung“ gegenüber anderen Menschen! 

 

3.- FÜR STÄRKERE ÖKOLOGISCHE INVESTITIONEN sowohl IN EINE ÖKOLOGISCHERE EZA als auch in eine STÄRKERE ÖKOLOGISCHE ZUSAMMENARBEIT ALLER NATIONEN: 

Unter den beschriebenen Ursachen für die wichtigsten globalen Probleme der Gegenwart haben wir oben bereits wichtige Strategien zur Bewältigung dieses Umweltproblems beschrieben, weshalb wir uns nun gleich auf den vierten Punkt dieser Strategien konzentrieren wollen, nämlich auf einige Vorschläge zur Lösung des „Problems der geopolitischen Katastrophe von 1991:  

 

4.- STRATEGIEN zur Lösung des Problems der GEOPOLITISCHEN KATASTROPHE von1991: 

Wladimir PUTIN hatte gewiss Recht, als er den Zusammenbruch der UDSSR von 1991 als geopolitische Katastrophe bezeichnete. Noch heute leiden wir darunter, unter anderem durch den gewaltsamen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der letztlich als eine Folge dieser Katastrophe betrachtet werden kann und der in seinen globalen Auswirkungen heute zunehmend das gesamte Überleben der Menschheit gefährdet. – Das bedeutet, dass die geopolitische Katastrophe 1991 von vielen Regierungen in der Welt, vor allem von Seiten der europäischen Regierungen einschließlich der russischen und ukrainischen Regierung nach Möglichkeit noch kausaler, konstruktiver und kreativer behandelt und teils auch „aufgearbeitet“ werden sollte. Auch wenn viele dieser Regierungen das Gefühl haben mögen, dieses Problem ginge sie nichts an und nur andere Staaten seien für diese Katastrophe verantwortlich gewesen. – Man stelle sich eine dichtbesiedelte Siedlung vor, in der ein Haus in Brand gerät, entweder auf Grund verschiedener Fehlhandlungen einzelner Bewohner in diesem Haus oder auf Grund eines Blitzschlags. In so einem Fall wäre es von Seiten der Nachbarn kaum sinnvoll, nichts gegen diesen Brand zu unternehmen und beim Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser träge zuzusehen, mit der Argumentation, man habe diesen Brand nicht verursacht und sei nicht dafür verantwortlich. Der Vergleich mag unpassend erscheinen, hat aber doch seine Berechtigung. Was in jedem Fall damit gesagt werden soll, ist Folgendes: Dass wir alle dazu verpflichtet sind, immer wieder unseren bestmöglichen individuellen Beitrag für das Allgemeinwohl zu leisten und dieses Verantwortungsgefühl nicht womöglich nur anderen zuzumuten oder aufzubürden. Wir alle sind immer wieder dazu aufgerufen, die allgemeinverbindliche und überkonfessionelle Tugend der „Caritas“, der „Wertschätzung“, der „Nächstenliebe“ zu üben, und diese Tugend nicht nur von anderen zu fordern!  

 

Zumindest Menschen in Ländern, die ein christliches Erbe kultivieren wollen, wie in Russland, in der Ukraine, im übrigen Europa und in Amerika, sollten sich immer wieder dazu aufgerufen fühlen, sich zu dieser wichtigsten Tugend des Christentums zu „bekehren“, auch wenn in der gegenwärtigen Welt fast nur mehr Egoismus, Nationalismus und Kapitalismus zu den höchsten Werten zählen. 

  

Wenn wir aber die geopolitische Katastrophe von 1991 so gut wie möglich reparieren wollen, müssen wir gründlich untersuchen, welche Ursachen diese Katastrophe auslösten, vor allem zu dem Zweck, um zukünftig ähnliche Ursachen zu verhindern. Zum Teil mag das in diesem Fall zwar schon geschehen sein, zumindest von Seiten der Verantwortlichen in Russland, aber viele Menschen, die nach der Jahrtausendwende geboren wurden, wissen davon nichts mehr, sollten aber umso mehr darüber genügend realistisch unterrichtet werden: Denn: „Die Geschichte ist die größte Lehrmeisterin!“ – Die Krise innerhalb der UDSSR, die 1991 zum Zusammenbruch führte, hatte schon Jahrzehnte vor dieser Katastrophe begonnen, nach historischen Berichten schon vor der Regierungszeit von M. Gorbatschow durch eine zu einseitige ökonomische Planung. Man hatte Reformen in den fossilen Industrien versäumt, die dazu führten, dass die UDSSR, die an sich reich an fossilen Brennstoffen war und ist, zu wenig fossile Brennstoffe verarbeiten und verkaufen konnte. Dazu kam noch, dass der globale Ölpreis zu dieser Zeit verfiel und dass zudem die hohen Ausgaben für die Rüstung zur Verschuldung des Staates führten. Aufrüstungen mögen oft berechtigt sein, wenn sich Staaten bedroht fühlen, um dadurch Abschreckung zu verursachen. Aber hier lehrt uns allen die Geschichte immer wieder: Wir alle sollten nicht nur durch militärische Drohungen und Abschreckung Demut und Respekt beim eventuellen politischen Gegner hervorrufen, sondern mehr danach streben, durch eine Kultur der gegenseitigen Wertschätzung, des Dialogs und der kulturellen Zusammenarbeit Respekt, Vertrauen und Freundschaft zu erwerben. 

 

Was beispielsweise in unserem Freundeskreis Respekt gegenüber der russischen Kultur hervorruft, das sind statt der gefürchteten Nuklearwaffen weit mehr die kulturellen Leistungen der großen russischen Dichter, der großen Komponisten und der Choreografen der großartigen russischen Ballettkunst. Die kulturellen Leistungen können Sympathie und echte Freundschaft hervorrufen. Die bloßen Drohungen mit Nuklearwaffen aber mögen bei einigen Nationen zwar Unterwürfigkeit und vielleicht sogar scheinbare Freundschaft hervorrufen, bewirken aber zumindest insgeheim weit eher Feindschaft und in jedem Fall eher den Wunsch, die drohende Nuklearmacht möge so bald wie möglich entmachtet werden.  

 

Aber um auf das spezielle Problem der UDSSR in den achtziger Jahren zurückzukommen: Dieses Problem würde heute gewiss nicht mehr die Zukunft Russlands gefährden, da die industrielle Bereitstellung der fossilen Brennstoffe eher in zu großem als in zu geringem Ausmaß zur Verfügung steht. Stattdessen können aber andere russische Reichtümer heute nicht genügend genutzt werden, weil die dazu nötige russische Industrie heute nicht in genügendem Ausmaß vorhanden zu sein scheint. Insofern ist die ökonomische Situation mit der in den achtziger Jahren vergleichbar. Denn Russland hat auf Grund seiner Konzentration auf die Kriegswirtschaft gegenwärtig nicht die Möglichkeit, diese speziellen Reichtümer genügend zu verwalten, zu schützen und auszuschöpfen. Es handelt sich dabei um die sibirischen Wälder und um die sibirischen Böden, die in ihrem Permafrost riesige Mengen an gespeicherten Treibhausgasen, vor allem des Methans, enthalten und darum gar nicht genügend geschützt werden können. Sowohl die Wälder als auch die Böden brauchen zu deren Schutz weit mehr professionelle Arbeitskräfte als gegenwärtig zur Verfügung stehen. Wobei der unmittelbare Nutzen durch die sibirischen Wälder allerdings ersichtlicher ist als der durch die sibirischen Böden. Dieser Nutzen wäre in der „ökologischen Holzbauwirtschaft“ gegeben, die von dem berühmten ökologischen Wissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber im Projekt „Bauhaus der Erde“ empfohlen wurde. Noch bevor es zum Krieg in der Ukraine kam, hatten wir in der Bürgerinnen- und Bürger-Konferenz zur Zukunft Europas der EU-Kommission vorgeschlagen, sowohl zum Nutzen für Russland als auch zum Nutzen der EU in diese Holzbauwirtschaft in Sibirien zu investieren. – Als Vorsitzender der Vereinigung „Kosmopolitischer Kreis für Frieden und kulturellen Fortschritt“ machte ich damals im Rahmen der genannten Konferenz der EU-Kommission diesen Vorschlag, einerseits zu dem Zweck, um dadurch einer friedlichen Zusammenarbeit zwischen Russland und der EU zu dienen, und andrerseits auch zu dem Zweck, um dadurch ein Projekt zu fördern, das sowohl für Russland als auch für die gesamte Welt von ökologischem und zunehmendem Nutzen wäre. – Leider kam es in dieser Zeit zum gewaltsamen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, weswegen diese Vorschläge nicht mehr weitergeführt werden konnten.  

 

Obwohl diese Projekte in den nächsten Jahren nun kaum mehr verwirklicht werden können, hoffen wir aber, dass Russland nun gemeinsam mit der VR China diese Projekte verwirklichen wird, weil das neben dem Nutzen für diese beiden Länder auch einen großen weltweiten ökologischen Nutzen hätte. – Die VR China ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sehr initiativ und aktiv und könnte bei dieser Gelegenheit vielleicht auch ökologische Projekte zum Schutz der sibirischen Permafrostböden anbieten. Der russischen Bevölkerung scheinen gegenwärtig die nötigen Arbeitskräfte zu fehlen. Die VR China mit ihrer großen Bevölkerung wäre aber wahrscheinlich gerne dazu bereit, genügend Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen.  

 

Es mag vielleicht die russische Regierung überraschen, dass wir als Bürger/innen der Europäischen Union der russischen Regierung solche Vorschläge machen, aber die Erklärung dafür ist ganz einfach:  

Obwohl wir als Europäer verpflichtet sind, derzeit aufzurüsten und uns auf Grund der zunehmenden Bedrohungen gegen unsere Union militärisch besser zu schützen, haben wir eine tiefe Sympathie zu vielen Bereichen der russischen Kultur. Zudem fühlen wir uns auch der Zukunft der ganzen Menschheit gegenüber verpflichtet: Daher glauben wir, dass es höchste Zeit wäre, militärisch, ökonomisch, politisch und moralisch völlig neue Strategien zu entwickeln, um den russisch-ukrainischen Bruderkrieg und die Aufrüstungen beenden zu können, die derzeit zwischen Russland und der Ukraine und zwischen Ost und West bestehen. 

 

Es mag sein, dass einzelne Staaten vorübergehend von dem gegenwärtigen Bruderkrieg und von den Spannungen zwischen Ost und West profitieren, und zwar deshalb, weil diese dadurch zu günstigen Preisen fossile Brennstoffe aus Russland erhalten. Da sich zudem die meisten Staaten in Ost und West verpflichtet fühlen, aufzurüsten, profitiert selbstverständlich auch die Waffenindustrie von diesem Krieg. Aber langfristig gesehen schadet dieser Krieg allen Beteiligten! 

 

Wir bitten daher alle politisch und moralisch verantwortungsbewussten Personen in Ost und West, vor allem in RUSSLAND und in der UKRAINE, aber auch in den kulturell so wichtigen Staaten wie in CHINA, in INDIEN und innerhalb der EU für die gesamte Eurasische Region neue „Strategien des Friedens und der kulturellen Zusammenarbeit“ ins Leben zu rufen! Alle diese genannten Nationen haben heute eine besondere Verantwortung für die Zukunft der Menschheit! Je besser es den politischen Vertretern dieser Nationen gelingen wird, deren nationale Interessen mit den übernationalen und kosmopolitischen Interessen der Menschheit zu vereinen, desto ehrenwerter werden diese in die Geschichtsbücher der Menschheit eingehen!!!  

 

Wir haben in unserem 21. Jahrhundert nicht mehr viel Zeit, vielleicht nur noch wenige Jahrzehnte oder sogar nur noch wenige Jahre, um uns für eine bessere Erhaltung und Verwaltung der Biosphäre unseres Planeten und für ein sozialeres und ökologischeres Zusammenleben zu engagieren oder um umgekehrt durch destruktive Nationalismen und Egoismen diese Biosphäre zu zerstören! Niemals in der bisherigen Geschichte der Menschheit standen die politisch Verantwortlichen vor so neuartigen und moralisch wichtigen Entscheidungen: Mehr denn je ist es heute notwendig, aus den Irrtümern der Vergangenheit zu lernen, aber ebenso ist es auch notwendig, dass wir uns nicht gegenseitig diese Irrtümer und Schulden der Vergangenheit vorwerfen, sondern dass wir gemeinsam für eine bessere Zukunft zusammenarbeiten!  

 

In jedem Fall wäre es theoretisch möglich und auf Grund der ökologischen und sozialen Notwendigkeit zu größeren Formen und Unionen der internationalen Zusammenarbeit auch wünschenswert, die soziale Union der ehemaligen UDSSR neu aufzubauen, und zwar auf der Basis einer auf Ganzheit und Einheit ausgerichteten politischen Moralphilosophie, wie wir diese oben zu beschreiben versucht haben. – Eine solche Union wird zwar kaum von heute auf morgen verwirklichbar sein, aber die Grundlagen hierfür könnten und sollten dennoch schon jetzt von zukunftsbewussten Politikern gelegt werden. 

 

So sehr auch die Europäische Union derzeit von vielen Seiten kritisiert wird, es ist dennoch diese Union, die man sich dabei zum Vorbild nehmen sollte und die man dabei, wenn man so will, auch übertreffen könnte. Denn man bedenke, wie lange es in Westeuropa und Mitteleuropa dauerte, bis man die Konflikte zwischen Frankreich und Deutschland, die zu zwei Weltkriegen führten, durch das Bündnis zwischen Frankreich und Deutschland überwand.  

In ähnlicher Weise könnte und sollte man nun versuchen, so weit wie möglich gewaltfrei, geduldig und sukzessive auf der Basis eines Bündnisses zwischen der Ukraine und Russland eine „EURASISCHE SOZIALUNION“ aufzubauen, deren ferneres Ziel es sein könnte, die Völker der ehemaligen UDSSR gemeinsam mit den großen Kulturen CHINAS, INDIENS und der EUROPÄISCHEN UNION in jener Union zu vereinen. – Gegenwärtig mag dies noch sehr utopisch erscheinen. Die Grundlagen dafür könnten und sollten aber dennoch schon jetzt gelegt werden:  

 

So paradox dies auf Grund des gegenwärtigen Konflikts in der Ukraine auch erscheinen mag, Wladimir PUTIN könnte von seiner kulturellen Herkunft her eine wichtige Rolle in dieser historischen Mission erfüllen.  Es mag unwesentlich erscheinen, dass Putin getaufter Christ ist, später als Mitglied des Kommunistischen Geheimbunds Kommunist wurde und in weiterer Folge durch die Reformen von Michail Gorbatschow und durch die Unterstützung von Boris Jelzin in eine politische Position gebracht wurde, in der er dann selbstständig jene außerordentliche Macht erlangte, die er heute besitzt. Diese Macht ermöglicht es ihm heute, nicht nur die Zukunft Russlands, sondern auch die Zukunft der ganzen Menschheit entscheidend zu beeinflussen. 

 

PUTIN entscheidet in dieser Funktion zwar kaum allein und lässt sich vermutlich von vielen Experten und Freunden beraten. Da aber Irren menschlich ist, bedeutet das nicht, dass immer nur richtige Entscheidungen getroffen werden und wurden. Entscheidend aber wird in der nächsten Zeit sein, wie weit Putins Experten und beste Freunde dazu fähig sein werden, im Interesse des Allgemeinwohls Entscheidungen zu korrigieren und zu verbessern, die in den letzten Jahren durch eine „Eigendynamik“ zu Ergebnissen führten, die kaum ganz in Putins ursprünglichem Interesse gelegen sein dürften. Denn wenn man Putins langen politischen Werdegang betrachtet, so wird man sehen, dass Putin früher bereit war, mit dem Westen Vereinbarungen zu suchen, die auf eine friedliche Zusammenarbeit ausgerichtet waren.  

 

Es gab dabei aber anscheinend viele Missverständnisse, Fehler und auch Versäumnisse von Seiten des Westens. Doch wir dürfen nie vergessen: Alle unsere menschlichen Fehler lassen sich gutmachen, solang wir die Möglichkeit haben, solche Fehler durch konstruktive Taten zunehmend auszugleichen! 

 

In Bezug auf den Zusammenbruch der UDSSR 1991 und auf die Möglichkeit einer Reparatur und Renaissance dieser Union bedeutet das aber auch, dass man versuchen müsste, wenigstens die wichtigsten Grundübel zu vermeiden, die zu diesem Zusammenbruch und zu den tragischen Folgeerscheinungen der Gegenwart führten.  

 

Allein schon bestimmte Einseitigkeiten in der „ersten Entwicklungsstufe“ des Marxistisch-Leninistischen Kommunismus enthielten in sich Keime der Destruktivität, vor allem durch die extremistische Religionsfeindlichkeit und Traditionsfeindlichkeit in dieser ersten Phase des Kommunismus. Lenin hatte zwar gewiss Recht, dass er manche Missbräuche des Christentums kritisierte, möglicherweise die Bevorzugung der herrschenden Klasse durch verschiedene christliche Institutionen zur Lebenszeit Lenins. Man hatte tatsächlich in vielen christlichen Konfessionen die sozialen Grundsätze vergessen, die der Urheber des Christentums, also Jesus selbst, zu den wichtigsten moralischen Prinzipien erhoben hatte.  

 

Dazu kam aber wahrscheinlich noch ein Vorurteil Lenins gegen ein wesentliches Element in fast jeder Religion. Dieses wesentliche Element besteht darin, dass Religionen im Allgemeinen ihren höchsten Wert immer in etwas Vollkommenem und Ewigem verehren, im Besonderen in einer vollkommenen Einheit, Liebe oder Gemeinschaft.  

 

Dieser höchste Wert wird beispielsweise im Christentum im Bild eines „Reichs Gottes“ umschrieben, womit eine ideale Gemeinschaft der Liebe gemeint ist. Die christliche Religion lehrt, dass diese Gemeinschaft schon in unserem irdischen Dasein beginnen kann und auch beginnen soll, dass aber diese Gemeinschaft erst in einer ewigen Welt jenseits der unsrigen vollendet werden kann. Dieses metaphysische Streben, das auf etwas Vollkommenes und darum Ewiges ausgerichtet ist, beruht auf einer charakteristischen menschlichen Eigenschaft, die bewusst oder unbewusst in jeder menschlichen Natur besteht und die durch die verschiedenen Religionen mehr oder weniger, vollkommener oder auch unvollkommener, kultiviert werden kann.  

 

Lenin versuchte aber dieses menschliche Bedürfnis abzuschaffen, und zwar durch eine doktrinäre materialistische Ideologie, die den staatlichen Grundgesetzen zu Grunde gelegt werden sollte. Er versuchte das vermutlich deshalb, weil er meinte, die Vorstellung jenes „Ideals“, nämlich des „Reichs Gottes“, das zwar zum Teil schon in unserem irdischen Dasein erreicht werden könne, das aber in religiösen Glaubensformen letztlich erst in einer jenseitigen Welt vollkommen erreicht werden könne, würde dazu führen, dass sich die Menschen zu wenig dafür engagieren würden, dieses Streben so weit wie möglich schon in ihrem irdischen Dasein zu verwirklichen.  

 

Aber das war eben ein gravierendes und irreführendes Vorurteil, dem viele Kommunisten in dieser „ersten Entwicklungsstufe“ des Kommunismus weltweit unterlagen. Auch der chinesische Kommunismus scheint in den ersten Entwicklungsstufen seines Bestehens dieses Vorurteil gehabt zu haben. Nun aber scheint man sich in China zu bemühen, die Freiheit der Religionen in einem gewissen Rahmen zu tolerieren, und zwar vor allem gegenüber Religionen, die das Streben nach einer sozialen Einheit, nach Frieden und Harmonie in der Gesellschaft fördern. 

 

Denn Religionen sind desto wahrhaftiger und reiner, je mehr in diesen das Streben nach der Einheit des Menschen mit sich selbst und mit dessen ganzer Mitwelt und Umwelt kultiviert wird. 

 

Je vollkommener wir aber danach streben, unsere Welt zu vervollkommnen, desto vollkommener und befriedigender können wir diese auch machen und desto mehr dürfen wir dann auch hoffen oder glauben, dass wir dadurch der vollkommenen Liebe und Erlösung würdiger werden und diese Ideale auch erreichen.  

 

Wenn man also Religion in diesem reinen und wesentlichen Sinn praktiziert und kultiviert, dann ist Religion keineswegs nur ein vertröstender Faktor, der auf ein Jenseits vertröstet und dadurch unser soziales Engagement für eine bessere Welt schwächen könnte, sondern ganz im Gegenteil ein stark motivierender Faktor, der uns dazu motiviert, Einheit, Frieden und vollkommene Liebe so weit wie möglich in unserem gegenwärtigen Sein zu verwirklichen! 

 

In diesem Sinn sollte es daher nicht überraschen, dass die christlichen Grundprinzipien den Prinzipien des Kommunismus eigentlich sehr nahestehen. So wird beispielsweise in einer wichtigen Grundschrift des Christentums, in der sogenannten Apostelgeschichte, das Urchristentum als kommunistisch beschrieben. Im Kapitel 4, Vers 32 dieser Schrift heißt es:  

 

„Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von seiner Habe sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam.“  

 

Allerdings hatte sich das Christentum im Laufe seiner Geschichte schon sehr bald von dieser vielleicht zu extremen Form eines „Kommunismus“ entfernt und in seinen gemeinschaftlichen Beschlüssen auch mehr „Individualismus“ zugelassen. Man vergesse dabei nämlich nicht, dass die Grundgebote des Christentums, nämlich die Liebe zu „Gott“, zum „nächsten Mitmenschen“ wie auch zum „eigenen Selbst“, eben auch gebieten, dass man auch das eigene Selbst lieben soll, allerdings immer in der Verbindung zur „Nächstenliebe“ und zur „Liebe zu Gott als dem höchsten Wert und Sinn alles menschlichen Strebens“!  

 

Wobei zu bemerken ist, dass „Gott“ im Sinn des christlichen Humanismus und Sozialismus nicht irgendein unmenschlicher Gebieter oder menschenfremder „Götze“ ist, sondern eben jener höchste menschliche Wert, den christliche Humanisten mit dem Begriff einer „wahren, vollkommenen und vollendeten Liebe oder Einheit“ anzudeuten versuchen. 

 

Es mag sein, dass das Christentum in manchen Traditionen und Grundsätzen überholt ist, vor allem deshalb, weil es kaum irgendeine Ideologie oder Philosophie gibt, die in allen ihren Aussagen eine ewige Gültigkeit hätte. Aber die genannten drei Grundgebote enthalten wahrscheinlich doch drei allgemeingültige und ewige Werte, die jeder Moralphilosophie und politischen Philosophie zu Grunde gelegt werden könnten.  

 

Denn ist nicht jede menschliche Gemeinschaft letztlich dazu da, die menschliche Liebe zu verwirklichen? Und ist nicht jeder Staat letztlich dazu da, diese Liebe zu vervollkommnen durch den Schutz der Gewissensfreiheit, durch die Kultivierung des menschlichen Gewissens mit Hilfe pädagogischer und moralischer Institutionen und durch die Förderung aller speziellen menschlichen Fähigkeiten zur Vervollkommnung der Wissenschaften und der menschlichen Künste, im Besonderen der schönen Künste und vor allem der musischen Künste?   

 

Würde man daher in diesem Sinn die „Union der ehemaligen sozialistischen Republiken“ in deren Verfassungen auf Grundgesetzen neu aufbauen, die mit diesen moralischen Grundgesetzen übereinstimmen könnten, so könnte diese Union zu einem blühenden und vorbildlichen Bund von Staaten für die gesamte Menschheit werden! Wie wir schon oben erwähnt haben, könnte Wladimir PUTIN auf Grund seiner kulturellen Herkunft und auf Grund seines speziellen Lebensweges besonders dazu berufen sein, die beschriebenen Grundwerte zur Erneuerung und zum kulturellen Fortschritt jener sozialen Union zu nützen. Auch wenn dies auf Grund der Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten und auf Grund des Kriegs in der Ukraine gegenwärtig noch schwer vorstellbar ist. Eines steht aber trotzdem fest:  

 

Sowohl eine Renaissance der UDSSR zu einem neuen und stabilen Bund mehrerer Nationen als auch eine stabile Zusammenarbeit der Ukraine mit Russland, werden sich nicht bloß mit militärischen Mitteln und nicht bloß mit verschiedenen Gebietsansprüchen dauerhaft lösen lassen. Aus der Sicht unseres bescheidenen pazifistischen Kreises innerhalb der Europäischen Union fühlen wir uns auch gar nicht dazu berechtigt, in Bezug auf unterschiedliche Gebietsansprüche Vorschläge zu machen.  

 

Unsere Vorschläge beinhalten auf einer „neuartigen“ und „kreativen“ Basis höhere Ziele, die darin bestehen würden, eine internationale Gemeinschaft zwischen der Ukraine und Russland zu schaffen, die Grenzziehungen zwischen diesen Nationen ebenso überflüssig machen würden wie zur Zeit der UDSSR oder wie gegenwärtig zwischen den Nationen der Europäischen Union.  

Es mag sein, dass man dieses Ziel nicht von heute auf morgen erreichen kann, aber man könnte und sollte unserer Meinung nach schon jetzt in neuen Formen des Dialogs Voraussetzungen und nach Möglichkeit auch nächste Schritte aushandeln, um diese höchsten Ziele in den nächsten Jahrzehnten sukzessive erreichen zu können. Man wird in jedem Fall so bald wie möglich beginnen müssen, eine größere Vertrauensbasis zwischen den Nationen dieser Union zu schaffen. Auch deshalb, um nicht durch weitere kriegerische Auseinandersetzungen die Staaten der Europäischen Union zu drängen, sich stärker aufzurüsten. Im idealen Fall sollten sogar im Rahmen dieser Friedensverhandlungen auch Grundlagen geschaffen werden, um das gegenwärtig schwer angeschlagene Vertrauen zwischen Ost und West zu verbessern.  

 

Fernere Ziele sollten dabei sein, auch wenn diese erst in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts erreicht werden könnten, Russland, China und dann auch weitere Staaten in die NATO aufzunehmen und so die NATO in eine neue Organisation umzuwandeln, die nur noch dazu da sein sollte, den internationalen Frieden zu sichern. Aber diese Ideale beziehen sich auf derartig ferne Ziele in der Zukunft, dass es vermutlich besser wäre, sich mehr auf die nächsten und wichtigsten Ziele bis zur Mitte dieses Jahrhunderts zu konzentrieren:  

 

Lasst uns also versuchen, zunächst wenigstens nur auf der Basis der beschriebenen moralischen und politischen Philosophie eine friedlichere Zusammenarbeit aller Nationen und Kulturen aufzubauen, zwischen Ost und West ebenso wie zwischen Nord und Süd im Sinn einer neuen und  

besseren EZA (Entwicklungs-Zusammen-Arbeit)!  

 

ZUSAMMENFASSUNG und KURZFASSUNG für diesen 

 

FRIEDENSAPPELL FÜR EINE NEUE INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT 

zum sozialen, ökologischen und kulturellen Fortschritt aller Nationen 

 

An die Regierungen Russlands, der Ukraine, der VR China, der Republik Indien sowie  

an die Europäische Kommission und an die Regierungen aller Nationen und an alle NGOs 

 

Wir befinden uns in diesem 21. Jahrhundert in einer entscheidenden Phase der Menschheitsgeschichte. Wir alle, als moralisch ausreichend gebildete Menschen, die wir über die zunehmenden Zerstörungen unserer Mitwelt und Umwelt informiert sind, müssen uns entscheiden, ob wir diese Zerstörungen weiter zulassen oder einen anderen und neuen Weg gehen, um friedlicher miteinander zu leben und die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten vorausschauender zu erhalten – für eine schönere Zukunft – für uns und unsere Nachkommen. Mit anderen Worten: Es geht darum, ob wir in einem menschenwürdigeren Ausmaß dazu fähig werden wollen, neben dem Streben nach unserem Eigenwohl auch mehr dem Allgemeinwohl zu dienen. Selbstverständlich wäre es zu diesem Zweck hilfreich, wenn uns in diesem Streben unsere politischen Repräsentanten vorbildlich vorangehen und durch entsprechende politische Maßnahmen unterstützen könnten. Leider sind aber viele von diesen von den Lobbys vieler umweltfeindlicher Wirtschaftszweige abhängig und haben meist nicht genügend Kraft, um sich davon unabhängiger zu machen und ausreichender in ökologische Wirtschaftszweige zu investieren. Dazu kommt, dass sich manche führenden politischen Persönlichkeiten, auch in der Weltpolitik, der weltweiten ökologischen Probleme unserer aller Zukunft nicht genügend bewusst sind und durch den nationalistischen, religiösen oder ideologischen Expansionsdrang destruktiver und reaktionärer Wertsysteme viel zu viel in die Kriegswirtschaft investieren und – wie etwa im Nahen Osten – Terror und Kriege auslösen und fördern. 

 

Dadurch gehen unzählige Arbeitskräfte und Energien verloren, die wir heute für den ökologischen, sozialen, moralischen und kulturellen Fortschritt der Menschheit weit dringender benötigen würden. Unsere gesamte Weltwirtschaft ist dadurch in vielen Bereichen kontraproduktiv, weil vieles, was aufgebaut wird, oft wieder zerstört wird, um wieder aufgebaut werden zu müssen. Es gäbe weit weniger Armut und soziale wie ökologische Not und die meisten Menschen hätten weit mehr Zeit für ein sozialeres, moralisch wertvolleres, schöneres und kultivierteres Leben – auch durch einen größeren Fortschritt der schönen Künste, wenn sie nicht einen Großteil ihrer Arbeitszeit in die kontraproduktiven und kriegerischen Aktivitäten dieser destruktiven Ökonomie investieren müssten. 

 

Auf diese Weise geht das erste Viertel unseres Jahrhunderts im Jahr 2025 mit der Erkenntnis zu Ende, dass einseitig egoistische, zu nationalistische und imperialistische Interessen eine ausreichend verantwortungsbewusste „Zukunftspolitik“ unmöglich gemacht haben. Viele Politikerinnen und Politiker sind heute weltweit noch viel zu sehr von reaktionären und nationalistischen Denkweisen abhängig, ohne sich dessen genügend bewusst zu werden. Wobei, wie im Nahen Osten, die Aggression des einen Nationalismus die Gegenaggression des anderen auslöst und dann oft auch noch Missverständnisse diese Aggressionen verstärken.  

 

Deshalb rufen wir hier alle verantwortungsbewussteren Politikerinnen und Politiker dazu auf, sich ab sofort, ab 2025, immer wieder zu bemühen, bessere Voraussetzungen für konstruktive Dialoge zu schaffen, unter anderem durch ein anhaltenderes Bemühen, provokante Aussagen, Beleidigungen und Verleumdungen am politischen Gegner zu vermeiden. Mosche DAJAN (1915 – 1981), ein früherer israelischer Politiker, soll sinngemäß einmal sehr richtig gesagt haben: „Wenn du Frieden haben willst, dann rede nicht nur mit deinen Freunden, sondern auch mit deinen Feinden!“ Es sollte nicht so weitergehen, dass sich die Anhänger von verschiedenen Kriegsparteien nur in ihre einseitigen Denkweisen zurückziehen, dadurch zu jeder konstruktiven Selbstkritik unfähig werden, sich selbst in Eitelkeit und Größenwahn überschätzen und statt mehr Selbstkritik umso mehr übertriebene Kritik am Gegner üben, diesen mit Verleumdungen schlechter machen als dieser ist und dadurch unfähiger werden, die Werte anderer Menschen, Nationen und Kulturen genügend zu schätzen. 

 

Um einem dauerhafteren Frieden und einem größeren kulturellen Fortschritt wirklich zu dienen, bedarf es immer wieder auch einer „Kritik“, das heißt einer Erkenntnis der menschlichen Mängel und Irrtümer im menschlichen Streben nach Vollkommenheit. Aber es bedarf gleichzeitig auch immer wieder einer ausreichenden „Wertschätzung“, „Caritas“ oder echten Liebe, um die sichtbaren oder verborgenen Werte zu erkennen, die es in allen großen Kulturen und Religionen gibt. Wir brauchen in diesem Sinn heute mehr denn je ein allgemeinverbindlicheres und wahrhaftigeres Wertsystem, das diese beiden genannten Werte der „Kritik“ und der „Caritas“ möglichst ausgeglichen, ganzheitlich, harmonisch und einheitlich verbindet. Alle großen Wertsysteme, Religionen und Ideologien tun das mehr oder weniger, aber sie sollten dieses Streben nach einer Einheit noch weiter vervollkommnen. Tun sie das nicht und streben nur nach bloß egoistischer Macht und bloß nach der Vernichtung des Gegners, dann sind derartige Wertsysteme oder Ideologien gefährliche, reaktionäre und destruktive Irrlehren, die überwunden werden sollten. 

 

Was dabei den Ukrainekonflikt betrifft, so bedarf es auch hier einer Korrektur der gegenwärtigen Entwicklungen, da sich diese durch verschiedene Faktoren, unter anderem aber auch durch eine Eigendynamik, immer mehr in eine für die ganze Menschheit gefährliche Richtung bewegen. Beide Seiten machten sich zuletzt immer abhängiger von den Einflüssen großer Militärmächte, so auch von den letzten politischen Entscheidungen in den USA. Es würde beiden Seiten und der ganzen Menschheit wahrscheinlich weit mehr helfen, würden beide Regierungen versuchen, auf der Basis ihrer eigenen kulturellen und moralischen Traditionen, auf den besten Werten des Sozialismus und auch des Christentums, eigenständigere und kreativere Initiativen für eine friedlichere und gemeinschaftlichere Zukunft zu suchen. Je länger dieser Krieg andauert, desto größer wird die Gefahr, dass sich dieser Krieg zu einem „Dreissigjährigen Krieg“ oder gar zu einem Nuklearkrieg entwickelt. Obwohl Präsident PUTIN rational genug zu sein scheint, um eine nukleare Katastrophe zu verhindern, so kann niemand wissen, ob Putins Macht nicht auf einen Psychopathen übergeht, wenn Putin auf Grund seines Alters früher oder später seine Macht abgeben wird. Da sich aber nun dieser Krieg immer mehr in die Länge zieht und man sich bisher viel zu wenig darauf konzentrierte, Voraussetzungen für konstruktive Dialoge zu schaffen, sollte sich Putin schon auf Grund dieses gefährlichen Risikos für die gesamte Menschheit mehr auf Bemühungen um einen Dialog konzentrieren.  Sollte Putin dies tun und das Jahr 2025 in diesem Sinn zu einem Wendejahr werden, dann besteht die Hoffnung, dass Vergebung und Versöhnung beide Brudernationen wieder zusammenführen und dass auch der neue Kalte Krieg zwischen Ost und West endet und die ganze Menschheit in eine friedlichere Zukunft gehen kann. Noch beherrschen Ressentiments und Rachegefühle die Gemüter auf beiden Seiten und je länger dieser Krieg andauert oder je mehr eine Nation die andere verletzt oder zu beherrschen versucht, desto schwieriger wird es werden, diese Ressentiments und Rachegefühle durch Vergebung und Versöhnung zu überwinden. – Die meisten Nationen der Welt leiden aber direkt oder indirekt immer mehr unter diesem Krieg. Es gibt derzeit nur wenige Nationen oder Regierungen, die von diesem Krieg noch profitieren. Alle jene Regierungen aber, die ein größeres Verantwortungsbewusstsein für die ganze Menschheit besitzen und auch ein größeres „Zukunftsbewusstsein“, erkennen aber immer mehr, dass man sich nun intensiver darum bemühen muss, Voraussetzungen für einen friedlichen Dialog zu schaffen.  

 

Alle jene Regierungen, die in der Erkenntnis der weltweit wachsenden ökologischen Probleme nun erkennen, dass wir heute mehr denn je die ökologische und internationale Zusammenarbeit fördern sollten, sollten in diesem Sinn eine „ZUKUNFTS-ALLIANZ“ bilden, um ab dem Jahr 2025 die Menschheit in eine ökologischere, sozialere und friedlichere Zukunft führen zu können. Solang aber dieser militärische Konflikt fortgesetzt wird, fühlen sich bedrohte Nationen selbstverständlich verpflichtet, entsprechend aufzurüsten, um gegen Angriffe besser gewappnet zu sein. Das trifft beispielsweise für die EUROPÄISCHE UNION zu, die aber unabhängig davon dennoch versuchen sollte, diese „ZUKUNFTS-ALLIANZ“ zu unterstützen oder aufzubauen. Ebenso appellieren wir hier aber auch an die Regierungen der bevölkerungsreichsten Nationen mit ihren großen Kulturen und Wertsystemen, an die Regierung der VR CHINA und an die der Republik INDIEN, sich an dieser Allianz zu beteiligen, um dadurch den Fortschritt der Menschheit in eine ökologischere und sozialere Zukunft schneller beschleunigen zu können. Wir alle haben nicht mehr sehr viel Zeit, solang unsere Mitwelt und Umwelt weiterhin zerstört wird. Wir können aber jetzt noch diese Selbstzerstörung der Menschheit verhindern und durch diese „FRIEDENS-ALLIANZ“ in eine bessere Gegenrichtung und gemeinsam in eine bessere Zukunft gehen! 

 

 

Für die Vereinigung 

KOSMOPOLITISCHER KREIS FÜR FRIEDEN UND KULTURELLEN FORTSCHRITT 

 

Dr. Rupert Biedrawa 

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Im November 2024 

 

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