Der Humanistische Kreis

Dr. Rupert Biedrawa

Programm zum Vereinstreffen am 24. 02. 2024

von | Apr. 29, 2024 | Uncategorized | 0 Kommentare


Werte Freundinnen und Freunde!
Vielen Dank für euer Kommen!
Ich hoffe, dass das Geschenk, das ihr mir mit eurem Besuch gemacht habt, auch euch
zugutekommen wird, vor allem durch einen Neustart unseres Kosmopolitischen Kreises.
Einige unserer früheren Gesinnungsfreunde sind heute nicht mehr am Leben, einige leben
im Ausland wie etwa Wolfgang Mastnak und einige sind vorübergehend jetzt nicht im Land.
Unsere Vereinigung hat trotz des starken Gegenwinds gegen unsere ökologischen und
pazifistischen Bemühungen über 30 Jahre überlebt. Aber auch wenn momentan die
Weltpolitik weder dem Umweltschutz noch den Bestrebungen nach Frieden und Einheit sehr
gewogen ist, so glaube ich doch, dass die Grundsätze und Ziele unserer Vereinigung ein
großes Potential besitzen, um uns und unsere Kinder und Nachkommen in eine glücklichere
und bessere Zukunft zu führen. Es wird vor allem von uns selbst abhängen, ob wir dieses
Potential nützen. Wir dürfen bloß unsere Talente nicht vergraben! Lasst sie uns nützen,
solang wir noch am Leben sind!
Ich weiß, dieser Optimismus widerspricht der gegenwärtigen Stimmung und Weltlage: Heute
vor genau 2 Jahren begann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Heute vor knapp
über einer Woche erlag Alexej Nawalny der Unmenschlichkeit der gegenwärtigen russischen
Regierung. Wenn es auch nur ein einzelnes Leid ist von den unzählbaren Leiden, die sich
zurzeit ereignen, wir wissen davon etwas genauer und darum bitte ich wenigstens um 10
Sekunden des Schweigens. ————————————————————-
Von der menschlichen Katastrophe, die sich zurzeit im Nahen Osten ereignet, will ich gar
nicht zu reden anfangen. Es steht außer Frage: Nicht nur im „ökologischen“ Bereich, auch im
„ökumenischen“ Bereich der religiösen, ideologischen und nationalen Konflikte gäbe es
zurzeit sehr viel zu tun im Streben nach gegenseitigem Respekt, nach Harmonie, Synthese
und Einheit.
Aber ich glaube: Wenn sich die Menschen nur etwas mehr Zeit nehmen könnten, sich über
eigene Vorurteile hinwegzusetzen, um sich auf die wichtigsten Probleme unserer Zeit zu
konzentrieren, um diese konstruktiv und konsequent zu lösen, dann wären diese Probleme
lösbar! Wir alle sollten damit anfangen und diese Probleme nicht nur auf unsere
Nachkommen abschieben mit der faulen Hoffnung, diese würden diese Probleme schon
irgendwann lösen.
In der Beschreibung unseres Vereinszwecks habe ich versucht, die wichtigsten globalen
Probleme darzustellen, um daraus eine entsprechende Strategie für eine humanere und
ökologischere Welt abzuleiten. Man kann diese diagnostischen und strategischen
Darstellungen sicher noch verbessern und erweitern, vor allem mit Rücksicht auf die
neuesten politischen und ökologischen Entwicklungen. Entscheidend wird aber sein, dass
wir so bald wie möglich aus diesen Erkenntnissen die richtigen Prioritäten und praktischen
Konsequenzen setzen und uns nicht in Form von Ablenkungsmanövern und Verdrängungen
davon abbringen lassen.
Viele dieser praktischen Konsequenzen haben wir bisher nicht umsetzen können, teils auf
Grund der Isoliertheit, in der viele ökologisch, pazifistisch oder humanistisch engagierte
Personen derzeit agieren, teils auf Grund vieler andere Umstände.
Aber bevor ich hier fortfahre, über die Möglichkeiten zu sprechen, wie wir diese Situation
verbessern können, will ich euch Dr. Moritz Mühlbacher vorstellen, der sich bereit erklärt hat,
den ersten Vorsitz in unserem Verein zu übernehmen, um uns aus unserer gegenwärtigen
Isoliertheit herauszuführen und uns mit den unzähligen humanistischen Vereinen weltweit zu
vernetzen, die ähnlich wie wir trotz all der ideologischen Spaltungen der Gegenwart nach der

Einheit der Menschen untereinander und nach der Einheit der Menschen mit der Natur
streben.

PUNKTE der TAGESORDNUNG zur GV am 24. 02. 2024:

  1. WAHL EINES NEUEN VORSITZENDEN und
    nach Möglichkeit auch Bestellung einiger Stellvertreter:
    Vorstellung und Rede von Dr. Moritz MÜHLBACHER und in der Folge nach Möglichkeit
    dessen Wahl zum ersten Vorsitzenden. Gleichzeitig sollten nach Möglichkeit noch drei
    Stellvertreter/innen gewählt werden. Mein Vorschlag wäre Mag. Stefan DÜRNBERGER
    weiterhin als Stellvertreter zu behalten, Prim. Dr. Hannes PLANK zum zweiten Stellvertreter
    und mich selbst, Dr. Rupert BIEDRAWA, zum dritten Stellvertreter zu wählen.
  2. BESPRECHUNG ÜBER MITGLIEDSBEITRÄGE:

In den letzten Jahrzehnten gab es bekanntlich keine Mitgliedsbeiträge. Diese Tatsache
wirkte sich teils aber etwas lähmend auf die Vereinsaktivitäten aus. Daher wurde der
Vorschlag gemacht, zunächst WENIGSTENS 50 EURO PRO JAHR als Mitgliedsbeitrag
einzuführen.
Dieser Mitgliedsbeitrag wird den Verein zwar kaum zu großen Aktivitäten befähigen, die den
Aktivitäten von großen Umweltschutzvereinen oder großen NGOs vergleichbar wären. Aber
dieser kleine Beitrag wäre vielleicht ein wertvoller Anfang zu einer besseren Realisierung des
Vereinszwecks. Um allerdings größere Projekte verwirklichen zu können, wie etwa die
„ökosozialen EZA-Projekte“, die im Vereinszweck beschrieben sind, wäre es aber notwendig,
staatliche Unterstützungen oder große Spender zu finden. Mit der dazu notwendigen
Argumentation von unserer Seite wären diese Projekte dann vermutlich auch durchführbar.
Da ich selbst als Gründer des Vereins für andere Vereine bisher mehr als hundert Euro im
Jahr spendete, werde ich für unseren Verein zukünftig wenigsten 100 Euro pro Jahr
einzahlen und hoffe, dass mir darin einige Mitglieder freiwillig folgen. Beschlossen wurden
aber am 24.02. 24 zunächst nur 50 EURO PRO JAHR, und zwar für Mitglieder mit normalem
Einkommen.

  1. BESTIMMUNG DES GESCHÄFTSFÜHRERS:

Der gegenwärtige GESCHÄFTSFÜHRER oder KASSIER Mag. Gottfried NIEDERMÜLLER
braucht nicht neu gewählt zu werden, da dieser bereits in der Generalversammlung 2022 bis

  1. 4. 2024 gewählt wurde.
  2. BESTIMMUNG VON ZWEI RECHNUNGSPRÜFERN:
    Auch wenn beim gegenwärtigen Stand der Dinge kaum noch mit großen Einnahmen
    gerechnet werden kann, ist es aus gesetzlichen Gründen und zur Kreditwürdigkeit des
    Vereins notwendig, ab sofort ZWEI RECHNUNGSPRÜFER zu wählen. Am 24. 2. 24 wurden
    Dr. Alexander KUNZ und Clemens BIEDRAWA zu diesen zwei Rechnungsprüfern gewählt.
  3. BESTIMMUNG EINER MODERATORIN ODER EINES MODERATORS:
    Obwohl es von den Statuten nicht zwingend gefordert wird, wäre es sinnvoll, für alle
    Diskussionen, Vorträge und Beschlüsse bei allen Versammlungen eine MODERATORIN
    oder einen MODERATOR zu wählen, die oder der darauf achten sollte, dass alle
    Diskussionen möglichst konstruktiv geführt werden und nie zu weit vom Vereinszweck
    abweichen.
  4. BERICHT ÜBER DIE TÄTIGKEITEN DES VEREINS IN DEN LETZTEN JAHREN

BIS HEUTE:

Entsprechend dem Vereinszweck, der vor allem darauf abzielt, in allen Schichten der
Bevölkerung ein „HUMANISTISCHES, HUMANITÄRES oder SOZIALES“ und gleichzeitig ein
„ÖKOLOGISCHES“ Wertebewusstsein zu verbreiten und dabei auch zu versuchen, einer
„PAZIFISTISCHEN“ Weltordnung und zu diesem Zweck schließlich auch einem
„ALLGEMEINVERBINDLICHEN“ Wertsystem zu dienen, durch welches das Suchen nach
den gemeinsamen Werten und weniger nach den trennenden Eigenschaften der
verschiedenen Wertsysteme, Religionen und Ideologien kultiviert werden soll,
haben wir in den letzten Jahren durch Publikationen und durch Briefe an verschiedene
Regierungen und politische wie moralische Institutionen immer wieder versucht,
dem Frieden, der ökologischen Zusammenarbeit und damit dem kulturellen Fortschritt und
dem Streben nach Ganzheit, Harmonie und Einheit so vollkommen wie möglich und zu
dienen.
Zwei Publikationen zu diesem Zweck habe ich in Buchformen veröffentlicht,
aus zeitlichen und finanziellen Sparsamkeitsgründen allerdings in einfachen Formen im
Morawa-Verlag, und zwar „das humanistische Manifest für einen „kosmopolitischen
Humanismus““ und das „Manifest des ökologischen Humanismus“.
Eine der letzten größeren Arbeiten zu diesem Zweck waren „unsere Vorschläge an die
Europäische Kommission im Rahmen der „Bürgerinnen- und Bürger-Konferenz zur Zukunft
Europas“ im Jahr 2022“, dessen Elaborat über 40 Seiten umfasste, ergänzt durch die
Beantwortungen spezieller Fragen von Seiten der Europäischen Kommission und des
Europäischen Parlaments an die Bürgerinnen und Bürger der EU. – Auf diese Arbeiten
erhielt ich auch eine würdigende Antwort, in der mir versichert wurde, man danke nicht nur
für dieses starke Engagement, man werde dieses auch unterstützen, man könne aber nicht
garantieren, wie weit die einzelnen Regierungen der EU diese Vorschläge umsetzen können.
Unsere letzte Arbeit war mein „ENTWURF zu einem FRIEDENSAPPELL“ entworfen vor
allem für bestimmte Botschaften, Regierungen und politische Institutionen, Bewegungen und
NGOs,
vor allem aber auch an euch gerichtet, an euch „Humanisten“ in der ÖHG (in der Ökologisch-
Humanistischen-Gesellschaft).
Wir sollten nicht aufgeben, uns möglichst professionell für den Frieden zu engagieren, denn
unser humanistisches Engagement sollte immer darauf ausgerichtet sein, nicht nur
„quantitativ“ die Zahl von Humanisten in der Welt zu vergrößern und zu vereinen, sondern
vor allem „das qualitative Engagement“ dieser Humanisten für die ökologische,
ökumenische, interkulturelle und internationale Zusammenarbeit der Nationen zu verstärken.
Ich bitte euch daher, zu versuchen, meinen Entwurf für einen Friedensappell so bald wie
möglich zu verbessern und dann an jene Botschaften oder Regierungen zu schicken, für die
er hauptsächlich bestimmt ist, um so bald wie möglich den Leiden der gegenwärtigen Kriege
und Menschenrechtsverletzungen in möglichst positiver und pazifistischer Weise
entgegenzuwirken.
Um aber diese ganze Betrachtung zu den aktiven Engagements unseres Kreises in
den letzten Jahren nicht nur aus dem Blickwinkel unserer Arbeiten zu betrachten,
sondern auch aus unseren kulturellen Unterhaltungen, möchte ich euch jetzt noch

danken für die gemeinsamen philosophischen Diskussionen zur Weltgeschichte der
Philosophie, für die gemeinsamen Buchbesprechungen und gemeinsamen Lesungen:
Ich erinnere mich noch an die Buchbesprechungen aus den sozialökonomischen Büchern
des US-amerikanischen Ökonomen Jeffrey D. SACHS. Wir resignierten damals zu früh in
diesem Bereich der Besprechungen von anspruchsvolleren Büchern, die aber mit ihrem
höheren Anspruch auch eine „gründlichere und ganzheitlichere humanistische Bildung“
vermittelten. Ihr solltet dies nach Möglichkeit fortsetzen, vor allem weil heute viel zu
oberflächliche, einseitige, populistische, extremistische und verhetzende Publikationen im
Internet und sogar im Buchhandel verbreitet werden. Es gibt noch viele andere Bücher, die
zu einer „ökologisch und humanistisch ganzheitlicheren Bildung“ beitragen können, etwa die
Studien von Anne Sophie MEINCKE, einer Wiener Philosophin, (geb. circa 1979?), die sich
für einen neuen und ganzheitlicheren ökologischen Humanismus auf der Basis einer neuen
Metaphysik engagiert, ähnlich wie auch eine französische Philosophin mit dem Namen
Corine PELLUCHON.
Hier will ich euch aber noch auf einige andere Möglichkeiten aufmerksam machen, wie
ihr neben der politisch und ökologisch deprimierenden Weltlage durch gemeinsame
kulturelle Unterhaltungen vielleicht am besten einen gewissen Ausgleich finden könnt:
Wir sollten nicht nur streng studieren und arbeiten! Das lehrt uns nicht nur die
bekannte Studie von Konrad Lorenz über „die 8 Todsünden der zivilisierten
Menschheit“. „Unsere Zivilisation“ unterliegt in viel zu großem Ausmaß jenem
„Wettlauf des Menschen gegen sich selbst“, der wie die meisten jener anderen 8
Grundübel zur Zerstörung der Menschheit führen kann.
Um es anders zu sagen: Circa 50 Arbeitsstunden pro Woche für den offiziellen Beruf sollten
reichen, vor allem wenn noch genug Arbeit für die Familie dazukommt. Wir sollten jedenfalls
immer wieder hinaus in die Natur und uns auch Zeit gönnen für genügend Kultur, besonders
für die musischen Künste, auch im Freundeskreis, wie wir das ansatzweise öfter versucht
haben!
Wir leben doch glücklicherweise in einer Gesellschaft, in der wir nicht nur arbeiten müssen.
Wir können es uns also einteilen, einen „Mittelweg“ zwischen aktiver und passiver Liebe zu
finden.
Gerade auf Grund der weltweiten deprimierenden Missstände, die wie eine „Pandemie der
PEST“ uns dazu zwingen, uns zurückzuziehen, sollten wir es heute vielleicht so ähnlich oder
sogar noch umfangreicher, musischer und kultivierter machen als jene 7 Damen und 3
Herren, die sich im „DECAMERONE“ des italienischen Dichters und Humanisten Giovanni
BOCCACCIO aus Furcht vor der Pest im Jahr 1348 auf ein Landgut bei Florenz
zurückzogen, um sich gegenseitig Geschichten zu erzählen und mit musischen und
ähnlichen Künsten zu unterhalten.
Wir in unserem humanistischen Kreis haben das ansatzweise zu kultivieren versucht. Ich
denke aber, dass sich das noch weit vollkommener entwickeln ließe in der Kultivierung aller
musischen Künste und Ihr solltet das tun, solang ihr noch Zeit dazu habt und nicht warten,
bis ihr so alt seid, wie ich, und es wahrscheinlich zu spät dazu wird. Lasst euch von einem
erfahrenen Menschen sagen: Man kann die aktive und passive Form der menschlichen
Liebe, der „Empathie“, der „Caritas“, der „Wertschätzung“ oder der „Humanitas“, wie immer
man diese höhere Menschenliebe nennen mag, gar nie genug vervollkommnen und
kultivieren, weil wir zeitlebens immer unvollkommen bleiben in der Liebe. Aber je früher wir
diese Tatsache erkennen, desto mehr können wir uns in der „KUNST DES LIEBENS“
vervollkommnen. Die Menschen unserer oberflächlichen, einseitigen und dadurch oft
destruktiven moralischen und politischen Systeme verschwenden viel zu viel Zeit für

„Eitelkeiten“: Wir sollten uns stattdessen mehr auf eine Kultur der Liebe konzentrieren im
Sinn des Grundsatzes:

PLUS CARITATIS – MINUS VANITATIS!
MEHR DER LIEBE – WENIGER DER EITELKEIT!

7.

Empfehlungen des Vereinsgründers und bisherigen Vorsitzenden an die „ÖHG“
für die weitere Zukunft der „Ökologisch Humanistischen Gesellschaft“
Gabriele Resch, ein Mitglied unseres Klubs, die sich nebenbei sehr entschuldigen lässt, dass
sie an der Versammlung nicht teilnehmen konnte, habe ich gefragt, warum ihrer Meinung
nach unter den Mitgliedern unseres Klubs oft eine Zurückhaltung besteht,
Vorstandsfunktionen zu übernehmen. Soweit ich mich richtig erinnere, antwortete sie, sie
vermute, dass viele die Befürchtung haben, durch eine Vorstandsfunktion zu viel Freizeit für
administrative Tätigkeiten zu verlieren. Ich möchte daher betonen, es mag sein, dass man
bei jährlichen Versammlungen möglicherweise ein paar Stunden pro Jahr oder bei den auf
Grund der Statuten wenigstens alle vier Jahre stattzufindenden Generalversammlungen ein
paar Stunden alle vier Jahre für administrative Tätigkeiten einkalkulieren müsste. Aber
prinzipiell wäre der administrative Aufwand nicht der Rede wert. Meiner Vermutung nach gibt
es aber bewusst oder unbewusst andere Gründe für diese Zurückhaltung, vor allem
folgenden Grund: Eine Vorstandsfunktion würde ein größeres Engagement für den
Vereinszweck erfordern, unter anderem einen stärkeren Einsatz für die Umwelt und
Nachwelt, auch wenn dieses Engagement eigentlich von jeder Person der Zivilgesellschaft
gefordert werden könnte. Aber diese zunehmende globale Verpflichtung ist etwas
Neuartiges, die erst langsam im Laufe der Industriellen Revolution entstanden ist und an die
die meisten Menschen durch ihre bisherigen Instinkte und moralischen Traditionen noch
nicht gewöhnt sind. Zweifellos bedarf es aber eines zunehmenden ökologischen, humanen
und globalen Bewusstseins, wenn wir unser menschliches Dasein erhalten und im positiven
Sinn weiterentwickeln wollen. Ich bitte euch daher, euch weiterhin avantgardistisch für die
Ideale unseres Vereinszwecks zu engagieren, weil diese Ideale letzten Endes auch auf die
höchsten Ziele unseres Menschseins abzielen. – Es mag sein, dass einem als
Vorstandsmitglied das Verantwortungsgefühl für unsere Umwelt, Nachwelt und Zukunft
bewusster wird, wodurch einem manche Pflichten bewusster werden, die man bis dahin
mehr oder weniger ignorierte. Aber eben diese Tatsache muss keineswegs ein Nachteil für
die betroffene Person sein, sondern kann vielmehr zur sozialen Reifung, zum kulturellen
Fortschritt und zu einer besseren Ausbildung im ökologischen und zeitgemäß
humanistischen Bereich führen. – Heute gibt es zu Recht viele jungen Leute, die manchen
Menschen der älteren Generationen vorwerfen, zu wenig für die Umwelt und Nachwelt getan
zu haben.
Es schadet uns also gewiss nicht, Mitglied einer Vereinigung zu sein, die sich selbst dazu
verpflichtet, ihr Bestmögliches zu tun, um diese Welt ökologischer, friedlicher und dadurch
auch kultivierter, schöner und humaner zu machen. Es mag sein, dass das manchmal mit
einer gewissen Anstrengung und moralischen Disziplin im Sinn einer ökologischeren Ethik
verbunden sein kann, aber wir sollten nie vergessen: Als „Menschen“, und besonders als
echte „Humanisten“, sind wir alle dazu berufen, unsere menschliche Natur in allen ihren
Anlagen zur größtmöglichen Ganzheit, Harmonie und Einheit zu vervollkommnen. Nach
diesen Idealen frei streben zu können, darin liegen unsere FREIHEITEN und
MENSCHENRECHTE, aber gleichzeitig auch unsere MENSCHENPFLICHTEN!

Es scheint allerdings, dass wir in vielen demokratischen Staaten heute einen
„Missbrauch jener Freiheiten“ erleben, und zwar den einseitigen Gebrauch
egoistischer Freiheiten auf Kosten der Freiheiten anderer hinter dem Etikett des
„Liberalismus“, ähnlich wie wir in autokratischen Staaten unter Berufung auf soziale
Interessen ebenso einen einseitigen Gebrauch egoistischer Freiheiten hinter dem
Etikett des „Sozialismus“ erleben.
Als „Humanisten“ sollten wir daher besonders darauf achten, dass nicht auch der
Begriff des „Humanismus“ in einem ähnlichen Sinn bloß als Etikett missbraucht wird,
sondern in dem oben beschriebenen Sinn wirklich gewissenhaft und ganzheitlich
verwendet wird!
Um das Gesagte vielleicht etwas klarer darzustellen, wollen wir jetzt aber einmal versuchen,
folgende Fragen zu beantworten:
„WAS IST ÜBERHAUPT HUMANISMUS?“ ODER „WAS SOLLTE HUMANISMUS SEIN?“
In einer Lektüre zur Geschichte des Humanismus las ich: „HUMANITAS nannten schon die
Römer, besonders CICERO, die ethisch-kulturelle Höchstentfaltung der menschlichen Kräfte
in ästhetisch vollendeter Form, gepaart mit Milde und Menschlichkeit.“ In einer anderen
Lektüre stand: „Im Begriff des HUMANISMUS vereinigen sich Momente der HUMANITÄT
und der HUMANISTISCHEN BILDUNG.“ Ich würde jedenfalls sagen. Echter und
ganzheitlicher Humanismus umfasst vor allem folgende Charakteristika:

  1. „Humanismus“ sollte vor allem auf dem MOTIV der Humanitas, der Empathie, der
    Caritas, der Wertschätzung oder der Liebe beruhen und dadurch auf dem Streben
    nach der größtmöglichen EINHEIT und HARMONIE des Menschen mit sich selbst
    und mit seiner Mitwelt.
  2. „Humanismus“ fordert auch eine „humanistische Bildung“, und zwar vor allem in jenen
    wissenschaftlichen, philosophischen und kulturellen oder künstlerischen Bereichen,
    wodurch der Mensch in seiner Humanitas, Empathie oder Menschenliebe
    bestmöglich ausgebildet, kultiviert oder vervollkommnet werden kann. Auch wenn es
    für viele Menschen selbstverständlich sein mag, so sei doch an dieser Stelle
    hervorgehoben, dass eine höhere humanistische Bildung nicht dazu beitragen sollte,
    ungebildetere Menschen zu diskriminieren, die sich auf Grund ihres wirtschaftlichen
    und kulturellen Umfeldes oder auf Grund von unverschuldeter Armut und Krankheit
    keine höhere humanistische Bildung aneignen konnten. Humanistische Bildung sollte
    also selbstverständlich niemals zu einer Selbstüberschätzung, Überheblichkeit und
    Menschenverachtung gegenüber einfacheren menschlichen Kulturen, Religionen und
    Wertsystemen führen, wie das in einigen humanistischen Bewegungen heute leider
    noch viel zu oft der Fall ist.
  3. „Humanismus“ fordert auch „humanitäre Aktivitäten“, also auch ein entsprechend
    humanitäres Handeln im praktischen Leben, unter anderem im politischen
    Engagement, vor allem aber im ethischen, sozialen und ökologischen Verhalten
    gegenüber der Mitwelt und Umwelt, was in der heutigen Welt auf Grund der
    zunehmenden ökologischen und sozialen Nöte zunehmend notwendig werden wird.
  4. „Humanismus“, in einer Zusammenfassung der genannten drei Charakteristika ist
    unter anderem auch eine „menschenwürdige Daseinsgestaltung“ in einer menschlich
    moralischen, ästhetischen und politischen Kultur, in der die „Menschenpflichten“

mindestens ebenso beachtet werden sollten wie die „Menschenrechte“. Neben einer
derartig größeren Ausgeglichenheit zwischen der Forderung nach Menschenrechten
und der Einhaltung der Menschenpflichten sollte zudem ein größerer Ausgleich
zwischen der aktiven und der passiven Kultivierung der Liebe kultiviert werden.

  1. „Humanismus“ ist geschichtlich nicht abgeschlossen, sondern erst im Werden,
    beispielsweise im ökologischen Humanismus, der gegenwärtig im Entstehen ist, aber
    höchstwahrscheinlich schon bald eine große Bedeutung bekommen wird. Erste
    geschichtliche Wurzeln des Humanismus liegen schon in der konfuzianischen
    Moralphilosophie, unter anderem auch im Buddhismus und im Christentum, obwohl
    es bekanntlich immer wieder extreme Entartungen dieser humanistischen Ansätze
    gegeben hat. Auf Grund der geschichtlichen Erfahrungen sollten wir demnach nie
    meinen, dass wir bereits die höchste Form des Humanismus erreicht haben oder
    dass die bloße Selbstbezeichnung als Humanismus ausreichen könne, das Streben
    nach Frieden, Harmonie, Ganzheit, Einheit und Liebe zu garantieren.
    Der „Humanismus“ ist also, genau genommen, erst im „WERDEN“, und umso mehr
    sollten wir darauf achten, dass er nicht als Etikett missbraucht wird und dass er sich,
    so weit wie möglich von vornherein, zumindest hierzulande, zu einem vorbildlichen
    Humanismus entwickelt, der die Welt zunehmend friedlicher, harmonischer und
    vollkommener machen kann.
    Gerade als eine „humanistische Gesellschaft“ sollte es uns ein Anliegen sein, aus
    unserer Gesellschaft in diesem Sinn eine möglichst „vorbildliche humanistische
    Gesellschaft“ zu machen.
    Denn was würde es uns selbst und der Menschheit helfen, gäbe es mehrere Millionen
    sogenannte „Humanisten“, würden sich diese ebenso wie Millionen Kommunisten in
    Nordkorea als Humanisten bezeichnen und gleichzeitig in unreflektierter Weise
    politische oder moralische Handlungen gutheißen, die ihnen von Führern eines
    ideologischen Systems gepredigt wurden, die aber im Wesentlichen nur auf
    egoistischen, nationalistischen, extremistischen oder destruktiven Motiven beruhen
    würden?
    In diesem Sinn ist es möglicherweise besser, zuerst auf die „QUALITÄT“ als auf die
    „QUANTITÄT“ unserer Gesellschaft zu achten und demzufolge zu versuchen, die fünf
    oben beschriebenen Charakteristika noch besser als bisher zu verwirklichen!
    Eine großartige Möglichkeit, einen „qualitativ hochwertigen und vorbildlichen Humanismus“
    zu entwickeln, könnte sich vielleicht daraus ergeben, würden wir als Humanisten versuchen,
    neben den Bemühungen zur Schlichtung der weltpolitischen Konflikte zunächst einmal nur
    die inneren Konflikte der verschiedenen humanistischen Bewegungen zu schlichten,
    beispielsweise zwischen den sogenannten „atheistischen“ und „theistischen“ Humanisten:
    Das würde bei einzelnen Humanisten möglicherweise zwar erfordern, mehr Respekt und
    Wertschätzung gegenüber Andersdenkenden zu entwickeln und im kritischen Verhalten
    mehr Selbstkritik zu üben als bloß Mängel in Andersdenkenden zu suchen. Vergessen wir
    nämlich nie, dass fast nichts in der Welt vollkommen ist und dass es daher eigentlich keine
    große Kunst ist, in anderen Wertsystemen irgendwelche Mängel zu entdecken. Wie sehr
    auch Kulturkritik zu einem ganzheitlichen und größeren kulturellen Fortschritt notwendig und
    sinnvoll sein mag, man vergesse dabei nie, dass es oft dabei auch notwendig ist, einerseits
    die Kritik gegenüber anderen Menschen oder Systemen auch immer mit genügend
    Wertschätzung zu verbinden und andrerseits diese Kritik am Anderen auch immer mit
    genügend Selbstkritik zu vereinen.
    Was die sogenannten theistischen Wertsysteme und Religionen betrifft, so steht außer
    Frage, dass viele dieser Wertsysteme immer wieder großes Unheil in der Welt angerichtet
    haben, wenn auch vielleicht in unterschiedlichem Ausmaß. Allerdings trifft Ähnliches auch für

atheistische Wertsysteme zu, wenngleich die Menschheit diesbezüglich noch weniger
Erfahrungen haben dürfte, weil in den letzten Jahrtausenden monotheistische und
polytheistische Wertsysteme wahrscheinlich in größerem Umfang die Erde besiedelten als
atheistische Systeme.
Im Übrigen sollte man bei der Beurteilung der verschiedenen Religionen und
theistischen Wertsysteme nie vergessen, dass eine bloß negative Beurteilung dieser
Wertsysteme dem Streben nach einer ganzheitlichen Erkenntnis der Wahrheit nicht
gerecht wird.
Versuchen wir aber zunächst die Begriffe „Atheismus“ und „Theismus“ wegzulassen und uns
zuvor auf die Frage zu konzentrieren, worin Wertsysteme bestehen:
„Werte“ wie auch „Wertsysteme“ beziehen sich unter anderem auf materielle oder ideelle
Werte, auf Gegenstände oder Ideale oder auf bestimmte Handlungsweisen und Tugenden,
die im Vergleich zu anderen mehr oder weniger wertvoll, nützlich oder sinnvoll oder
umgekehrt mehr oder weniger wertlos, schädlich, sinnlos, unsinnig oder sinnwidrig sein
können.
Dabei können Wertvorstellungen von bestimmten Traditionen einer Nation, Kultur, Religion
oder Ideologie übernommen werden, aber auch direkt aus dem menschlichen Gewissen
oder allgemeingültig aus der menschlichen Vernunft gewonnen werden.
Im Folgenden wollen wir versuchen, uns nach Möglichkeit nur auf solche Werte zu
konzentrieren, die möglichst allgemeinverbindlich für möglichst alle vernunftbegabten und
gewissenhaften Menschen gelten und daher auch für „Humanisten“ gelten könnten.
Dabei können wir aber unterscheiden zwischen Werten, die als Mittel zu höheren Zwecken
einen Wert haben, wie beispielsweise das „Geld“ oder das „Kapital“ oder auch „Handlungen,
die dem Erwerb von Geld oder Kapital“ dienen. Wenn wir uns dabei aber fragen, worin unter
diesen verschiedenen Werten die höchsten Werte oder Zwecke aller Werte bestehen, dann
kommen wir zu bestimmten Begriffen wie etwa zum Begriff „Liebe“ oder zum Begriff einer
„vollkommenen Liebe“, einer „vollkommenen Einheit“ oder einer „vollkommenen Harmonie“.
Letztlich beziehen sich wahrscheinlich alle Wertsysteme, Ideologien oder Religionen auf
höchste Werte innerhalb ihres Systems, bei einfachen Systemen beispielsweise auf die
Werte des Geldes, des Kapitals oder anderer materieller Werte, bei einseitigen oder
extremistischen Ideologien und destruktiven Wertsystemen zum Teil auf die Herrschaft über
bestimmte Bereiche oder auf die Zerstörung bestimmter Ziele – beruhend auf Motiven der
„Herrschsucht“ oder der „Zerstörungslust“.
Das trifft wahrscheinlich auch für Wertsysteme zu, die sich offiziell zwar als „WERTFREI“
bezeichnen, weil BEWUSST oder UNBEWUSST wahrscheinlich immer bestimmte WERTE
oder MOTIVE die bewussten oder unbewussten Denkweisen und Handlungsweisen der
Menschen beeinflussen! Ein „Bekenntnis zur sogenannten Wertfreiheit“ kann sogar
verdächtig dafür sein, dass hier negative oder destruktive Werte verdeckt werden, zu denen
man sich nicht offiziell zu bekennen wagt, wobei einem das möglicherweise gar nicht selbst
bewusst wird. Überhaupt sollte man die Macht des Unbewussten nie unterschätzen und sich
von Zeit zu Zeit unbewusste Bestrebungen bewusster machen, um diese besser
kontrollieren, harmonisieren, vereinheitlichen und vervollkommnen zu können
In Wahrheit werden wahrscheinlich die meisten von uns, wenn nicht sogar alle, mehr
oder weniger von den „Motiven des Eros“ wie auch von den „Motiven des

Destruktionstriebes“ und in unterschiedlichem Ausmaß von den „Motiven des
Egoismus“ motiviert.
Das bedeutet gerade hier im Bemühen um eine Reform, Neuordnung und Optimierung des
„Humanismus“, dass wir möglichst selbstkritisch und konstruktiv versuchen sollten, unsere
wichtigsten Grundtriebe zu harmonisieren und in eine ideale Hierarchie und Einheit zu
bringen. In meinem Entwurf zu einer harmonischeren und friedlicheren Welt, den ich, wie
schon oben betont, vor allem an euch richtete, habe ich diese idealere Hierarchie zwischen
dem Eros und dem Destruktionstrieb dargestellt, weswegen ich das hier nicht ausführlich
wiederholen muss.
Da wir wahrscheinlich alle mehr oder weniger – bewusst oder unbewusst – von
verschiedenen Weltanschauungen, Formen des Glaubens, des Unglaubens und auch
des Aberglaubens beeinflusst werden, dabei leider auch von destruktiven Ideologien,
bedarf es immer wieder der „Reflexion oder Regeneration“ durch die Fähigkeit zur
Selbsterkenntnis und Selbsterneuerung, um sich von krankhaft destruktiven und
einseitigen oder extremistischen Einflüssen so weit wie möglich zu befreien. Weltweit
werden wir von politischen und moralischen Systemen beeinflusst, die sehr viel
Destruktives und Selbstzerstörerisches produzieren und die viel zu wenig jene
„KULTUR DES EROS IN IHRER GANZHEIT“ kultivieren, die wir als Repräsentanten der
„HUMANITAS“ kultivieren sollten!
Es gäbe hier vieles zu sagen, um Vorurteile beiseitezuschieben und den Weg freizumachen
für ein besseres gegenseitiges Verständnis, aber ich darf annehmen, dass ich mich mit dem
Gesagten ausführlich genug erklärt habe und so möchte ich nun im Folgenden versuchen,
eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie „Theisten“ und „Atheisten“ in gegenseitiger Wertschätzung
und in friedlicher Weise zusammenarbeiten könnten, um gemeinsam unsere Welt friedlicher,
glücklicher und erlöster zu machen.
Wir wissen, dass es in fast allen Wertsystemen, Religionen oder Ideologien, also auch unter
„Atheisten“ wie unter „Monotheisten“ und „Polytheisten“, sowohl friedliche und soziale als
auch streitsüchtige und herrschsüchtige Menschen geben kann, woraus folgt, dass die bloß
verbale Zuordnung eines Menschen zu diesem oder jenem Wertsystem nicht viel aussagt, in
welchem Ausmaß ein Mensch in seinem tatsächlichen Verhalten rücksichtsvoll,
wertschätzend oder aufbauend oder umgekehrt eher rücksichtslos, abwertend und destruktiv
sein kann.
Wir aber, egal ob wir von einem „atheistischen“ oder „theistischen“ Denken
ausgehen, sollten versuchen, uns auf das höchste Ziel unseres Strebens nach Liebe
zu konzentrieren, auf die größtmögliche Einheit, Harmonie und Vollkommenheit
unseres Seins und damit auch auf die größtmögliche Überwindung aller Disharmonien
und Leiden in unserer Welt!
Kein Mensch hat die Macht, die Disharmonien, Leiden und Unvollkommenheiten
unseres Seins zu überwinden, aber wir Menschen haben die Möglichkeit,
ENTWEDER durch eine „Ethik, Kultur und Praxis der Liebe“ die Leiden dieser Welt zu
vermindern und dabei die Freuden des Lebens und der Liebe zu vervollkommnen
ODER UMGEKEHRT durch eine „Ethik des einseitigen Egoismus oder der
Destruktivität, des Sadismus oder des Masochismus“ die Leiden dieser Welt zu
vergrößern und die Freuden des Lebens und der Liebe zu vermindern.

Als Humanisten sollten wir meines Erachtens den ersten Weg wählen, den Weg oder
die Ethik der Liebe, wobei der Unterschied zwischen „Theisten“ und „Atheisten“,
zumindest im Sinn dieser hier verwendeten Definition, bloß darin besteht, dass es die
„Theisten“ für möglich halten, eine vollkommene Liebe und ewige Erlösung durch
diese Liebe erreichen zu können, wogegen die „Atheisten“ dies für unmöglich halten.
Mit anderen Worten: In der bloßen Ethik der Liebe können aber beide übereinstimmen. Ich
als „Theist“, und zwar als „Theist“ in einem etwas neuartigen Sinn, nämlich im Sinn des
„Voluntarismus“, das heißt im Sinn der fortgeschrittenen Philosophie Arthur Schopenhauers,
würde selbstverständlich gern alle Atheisten für diesen Theismus gewinnen, vor allem, weil
ich meine, dass man dadurch sich selbst und seine Mitwelt glücklicher und erlöster machen
kann.
Ich kann aber die Skepsis der Atheisten angesichts der großen Disharmonien und Leiden in
unserer Welt sehr wohl verstehen, obwohl ich für meine Philosophie auch Argumente
anführen kann, die sich aber kaum auf wenigen Seiten darstellen lassen. Sogar Arthur
Schopenhauer, der sich meines Erachtens immer kurz und klar auszudrücken vermochte,
konnte den erlösenden Gedanken seiner Philosophie nicht kürzer ausdrücken als in den vier
Teilbüchern seines Hauptbuches, das mit seinen ergänzenden Erklärungen zuletzt sogar in
insgesamt acht Teilen erschien. Er selbst schrieb in der Vorrede zur ersten Auflage dieses
Werks: „Wie dieses Buch zu lesen sei, um möglicherweise verstanden werden zu können,
habe ich hier anzugeben mir vorgesetzt. – Was durch dasselbe mitgeteilt werden soll, IST
EIN EINZIGER GEDANKE. Dennoch konnte ich, aller Bemühungen ungeachtet, keinen
kürzeren Weg ihn mitzuteilen finden als dieses ganze Buch.“
Mit anderen Worten: Es würde hier zu weit führen, auf die vielen „Für“ und „Wider“
ausführlich einzugehen, die in der dialektischen Auseinandersetzung zwischen „Theisten“
und „Atheisten“ heute oft noch bestehen. Meinem Vermuten nach beruhen viele Gegensätze
auf bloßen „Glaubensgrundsätzen“ oder „Vermutungen“, was aber vielfach gar nicht bewusst
ist, weil man oft meint, von „Erkenntnissen“ auszugehen, wo eben nur „Glaubensgrundsätze“
oder bloße „Meinungen“ (im Sinn von „Vermutungen“) die unterschiedlichen Bekenntnisse
bestimmen. Leider fehlt vielfach die dazu nötige Differenzierung zwischen den drei
verschiedenen Formen des sogenannten „Fürwahrhaltens“, zwischen dem MEINEN,
WISSEN und GLAUBEN, „worauf Immanuel Kant öfter hinwies, unter anderem in der „Kritik
der reinen Vernunft“, und zwar im 3. Abschnitt des 2. Hauptstücks der unter II. dargestellten
transzendentalen Methodenlehre. Übrigens: Was die beiden Philosophen Immanuel KANT
und Arthur SCHOPENHAUER betrifft, so scheint man diese meist nur sehr oberflächlich oder
nur aus der Sekundärliteratur zu kennen, oft entsprechend misszuverstehen oder gar
hochmütig zu verurteilen, manchmal vielleicht zu dem Zweck, um sich selbst vor
Ungebildeten oder Verbildeten unrechtmäßig zu erhöhen.
Diese Ignoranz oder Präpotenz gegenüber diesen großen und vielleicht größten Philosophen
der Menschheit hat aber fatale Folgen, weil dabei eine „Kopernikanische Wende“ in der
Geschichte der Philosophie ignoriert wird, vergleichbar der Ignoranz gegenüber den
revolutionären Erkenntnissen in der Evolutionslehre durch Darwin, wahrscheinlich aber noch
in weit größerem Ausmaß, vor allem in Bezug auf das „Selbstbewusstsein des Menschen“ im
Sinn eines „NEUEN und GANZHEITLICHEREN HUMANISMUS“.
Die Bedeutung dieser „Kopernikanischen Wende“ hat Karl Popper einmal sehr interessant
erklärt, und zwar in einer Rede zum Gedächtnis Kants im englischen Rundfunk am 12.
Februar 1954, die ich in den Vorwörtern zu Poppers berühmtem Werk gelesen habe, zu
seinem Werk „die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Ich nehme an, dass diese

Gedächtnisrede in vielen Ausgaben dieses Werks enthalten ist und kann daher nur
empfehlen, dies zu lesen, da es hier zu weit führen würde, diese Gedanken zu zitieren, auch
wenn diese außergewöhnlich interessant, befreiend und inspirierend sind.

ZUSAMMENFASSUNG
UND NACHTRÄGE VOM 12. 03. 2024

Für das Treffen am 24. 02. 2024 hatte ich mich bestmöglich vorbereitet, soweit mir das auf
Grund meines angeschlagenen Gesundheitszustands gegenwärtig möglich war. Durch die 7
Punkte einer Tagesordnung versuchte ich Moritz Mühlbacher nicht nur den Weg zum Vorsitz
unseres Vereins zu erleichtern, sondern auch einen Weg aufzuzeigen, wie der Neustart
unseres Vereins gut gelingen könne. Leider konnte ich die Referate, die ich im Punkt 6 und 7
der Tagesordnung halten wollte, nicht selbst vortragen. Mein Sohn las diese vor. Die
Erfahrungen, die unser Verein mit seinen hohen Zielen nach 30 Jahren sammeln konnte,
sowohl im Positiven wie auch im Negativen, hätten sich aber bei unserem Treffen in 3
Stunden ohnehin kaum vollständig darstellen lassen. Eine Tagung von 3 Tagen, wobei man
mehr ausdiskutieren hätte können, hätte wohl mehr gebracht.
Wie ich schon oben unter Punkt 7 darzustellen versuchte, sollten alle Humanisten heute
versuchen, sich auf ein ehrliches Streben nach Einheit zu konzentrieren,

  1. auf ein ehrliches Streben nach der Harmonisierung, nach dem Frieden und nach der
    größtmöglichen Einheit aller Nationen, Religionen und Kulturen untereinander,
  2. auf Grund der ökologischen und moralischen Krise der Gegenwart ebenso auf ein
    ehrliches Streben nach der größtmöglichen Einheit des Menschen mit der Natur und
  3. auf Grund der moralphilosophischen Oberflächlichkeit, Einseitigkeit und
    pathologischen Ideologisierung vieler Wertsysteme der Gegenwart schließlich auch
    auf ein ehrliches Streben nach der größtmöglichen Einheit des Menschen in sich
    selbst durch eine ganzheitliche Ethik des „EROS“, der „HUMANITAS“, der „CARITAS“
    oder der „LIEBE“ – im Gegensatz zu jenen „ethischen“ Systemen, deren höchste
    Werte bewusst oder unbewusst fast nur im KAPITAL, im EGO oder im Sinn der
    Freud’schen Psychoanalyse im Gegensatz zum „EROS“ zu sehr im
    „DESTRUKTIONSTRIEB“ liegen.
    Die Erfahrungen in den letzten 30 Jahren haben unserer „ökologisch humanistischen
    Gesellschaft“ gezeigt, dass die meisten Menschen, zumindest im berufstätigen Lebensalter,
    nicht die Zeit haben, um diese grundlegenden Reformen im philosophischen, ethischen und
    ökologischen Bewusstsein durchzuführen. Es scheint, dass es den meisten Menschen,
    zumindest in unseren „hochzivilisierten“ Gesellschaften, egal ist, ob sich die Menschheit mit
    ihrer gegenwärtigen „Ethik“ und „Politik“ ökologisch zugrunde richtet. Kinder und
    Nachkommen werden zwar gezeugt, aber nur sehr selten mit dem dazu notwendigen
    Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft. Scheinbar geht es vielen fast nur um jene
    Werte, die oben unter Punkt 3 im Motiv des Egoismus und des Destruktionstriebes
    beschrieben wurden.
    Nach diesen Erfahrungen sehe ich momentan nur eine einzige Möglichkeit, wie man
    dieses Problem lösen könnte: Man müsste unabhängig von den Pflichtschulen eigene
    und attraktive Bildungsstätten errichten, nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der
    Bewegung FRIDAYS FOR FUTURE und ähnlichen Bewegungen, um die Jugend und
    auch die Erwachsenen regelmäßiger und besser dahingehend ausbilden zu können,
    dass alle Menschen hierzulande und später vielleicht auch weltweit die ökologischen
    Probleme der Gegenwart besser lösen können. Unser Verein könnte hier
    avantgardistische Initiativen unternehmen, z. B. durch regelmäßige Vorträge,

Diskussionen und auch Unterhaltungen, wenigstens einmal in jedem Quartal, wenn
nicht sogar monatlich oder wöchentlich, im Sinn der Bewegung FFF vielleicht sogar
an jedem FREITAG oder AN JEDEM WOCHENENDE.
Man vergesse nicht, dass große traditionelle Wertsysteme nur dadurch globale Kulturen
nachhaltig verändern konnten, indem sie wöchentlich Versammlungen zur Kultivierung ihrer
Werte organisierten, auch mit Hilfe der musischen Künste. Ich will damit nicht sagen, dass
alle humanistischen Bewegungen nun imstande wären, aus sich heraus ebenso erfolgreich
zu sein. Man sollte daher versuchen, mit traditionellen Wertsystemen auch
zusammenzuarbeiten. In jedem Fall aber sollten wir fürs Erste aus diesen historischen
Erfahrungen lernen und versuchen, mit ähnlichen Methoden zeitgemäße
moralphilosophische und ökologische Reformen zu fördern.
Es mag sein, dass diese großen und nachhaltigen Reformen nicht so schnell durchführbar
sein werden und nur im Kleinen beginnen können. In der Kulturgeschichte der großen
Wertsysteme kam es auch nur langsam zu derartigen Reformen, man denke an die
Entstehung des Buddhismus aus den hinduistischen Wertsystemen, an die Entstehung des
Christentums aus dem Judentum. Auch kam es bei diesen Übergängen, zumindest in den
Kulturen des Mittelmeerraums, zu heftigen Konflikten, wobei am Ende allerdings auch
kulturelle Kompromisse die großen Veränderungen und Reformen ermöglichten.
Heute ist die Situation allerdings anders, vor allem auf Grund der Tatsache, dass die
Menschheit heute nicht mehr viel Zeit hat, die notwendigen Reformen zu sehr in die Länge
zu ziehen. Es bedarf einer schnelleren Reform der Wertsysteme und vor allem einer
schnelleren Überwindung des menschlichen „Destruktionstriebs“ durch eine vollkommenere
Kultivierung des „Eros“, der „Humanitas“ oder der „Caritas“, wie immer man den höchsten
Wert jenes Wertsystems nennen mag, den wir endlich konsequenter und disziplinierter
kultivieren sollten, um das Überleben der Menschheit zu ermöglichen und zu verbessern. Wir
sollten uns als Humanisten nicht einbilden, dass wir in allen Bereichen den traditionellen
Kulturen philosophisch und ethisch überlegen wären. Das mag in manchen Bereichen zwar
so sein, aber es bedarf in vielen Bereichen auch einer Umkehr in uns selbst, einer
konstruktiven Selbstkritik, einer Überwindung bestimmter egoistischer und destruktiver
Tendenzen und einer positiven Umwertung aller Werte in uns Selbst im Streben nach dem
höchsten Wert aller Werte, nach dem Wert der EINHEIT und LIEBE.
In diesem Sinn schlage ich vor, dass wir unseren Verein so weit wie möglich in eine
„SCHULE DER LIEBE“ verwandeln und uns zu diesem Zweck wenigsten ein Mal im
QUARTAL treffen, um uns durch gemeinsame Studien in jener Liebe zu bestärken, die die
Menschheit heute braucht, um überleben und besser leben zu können. Als Lektüre empfehle
ich euch, baldigst einige der hier genannten Schriften zu studieren, die nicht nur zu einer
gründlichen humanistischen Aufklärung, sondern auch zu einer gründlichen ökologischen
Aufklärung beitragen können:
„Die Welt als Wille und Vorstellung“ und „Über die Grundlage der Moral“
von Arthur Schopenhauer
„Die Kunst des Liebens“, „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ und
„Psychoanalyse und Religion“ von Erich Fromm
„Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“ von Konrad Lorenz
„Soziopathologie der Ideologien“ von Hans H. Grunicke
„Manifest des ökologischen Humanismus“ von Rupert Biedrawa
„50 Vorschläge für eine gerechtere Welt“ und „Die innere Stimme“ von Christian Felber
„Das Klimabuch“ herausgegeben von Greta Thunberg. Dazu sei hier hervorgehoben, dass
sich dieses Buch nicht nur auf das Klima, sondern auf viele ökologische und humanistische

Probleme der Gegenwart bezieht. Zudem enthält es nicht nur interessante Vorträge von
Greta Thunberg, sondern auch hundert interessante Vorträge von professionellen Autorinnen
und Autoren
„Eine neue Philosophie der Aufklärung – Das Zeitalter des Lebendigen“ von Corine
Pelluchon

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